Zwiespältiges Generationenporträt

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phoebe1312 Avatar

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Bernhard Schlink erzählt in seinem neuen Roman die deutsch-deutsche Liebesgeschichte von Kasper und Birgit (sie aus Ost-, er aus Westberlin), die sich im Berlin der 60er Jahre ineinander verlieben. Kasper verhilft Birgit zur Flucht nach Westberlin, wo sie sich ein gemeinsames und vermeintlich glückliches Leben aufbauen. Nach Birgits plötzlichen Tod muss Kasper jedoch erfahren, dass seine Frau jahrelang einen wichtigen Teil ihrer Geschichte vor ihm geheim gehalten hat und macht sich auf die Suche nach diesem fehlenden Teil.
Daraus entsteht ein Generationenporträt dreier Frauen, das untrennbar mit der deutschen Teilungsgeschichte verbunden ist. Es ist eine Geschichte der Flucht, des Ankommens, des sich Veränderns und der Liebe. Geschickt verwebt Bernhard Schlink die Geschichten der drei Generationen – Ehefrau, Tochter und Enkelin – mit ihren unterschiedlichen Welten und Lebensauffassungen.
Allerdings erschwert Schlinks sachlicher und distanzierter Schreibstil eine emotionale Annäherung an die Figuren, die mir dadurch fremd und unnahbar blieben. Und auch das Klischee – neue Bundesländer = Nationalsozialismus – lässt mich recht zwiegespalten und mit einem bitteren Beigeschmack zurück.
Wer damit leben kann, den erwartet dennoch ein solide erzählter Roman, der aber definitiv nicht zu Bernhard Schlinks besten gehört.