Leuchtend schön

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
landbuecher Avatar

Von

Jo van Gogh-Bonger ist die Frau von Theo und Schwägerin von Vincent van Gogh. Wir erleben mit ihr eine Kunstepoche um 1900, die wohl zu den aufregendsten gehört. Und wir erfahren alles über eine Frau, die – nachdem sich ihr Schwager erschossen und ihr Mann an Syphilis stirbt – einen der größten Maler seiner Zeit weltberühmt macht.

Ein Jahrhundert später stößt Gina, die Kunsthistorikerin, im Zuge ihrer Arbeit auf das Leben von Jo van Gogh-Bonger. Sie beschließt, ein Buch über diese facettenreiche Frau zu schreiben, verliert sich jedoch im Laufe ihrer Recherchen so sehr in ihr, dass ihr eigenes Leben, ihre eigene Familiengeschichte mit der von Jo verschmilzt.

Geschickt verknüpft Simone Meier in „Die Entflammten“ Fakten und Fiktion miteinander. Sie entführt in eine Zeit, die prägend war für Maler wie van Gogh. Im Mittelpunkt stand die Wirkung des Lichts und die Sehnsucht mit spektakulären Farben ungewohnt Neues zu schaffen – was im Cover und im Titel des Romans wunderbar aufgefangen wird.

Sehr gut gelingt es der Autorin auf spannende Weise einer eher unbekannten Frauenfigur im Umfeld des berühmten Künstlers van Gogh Prominenz zu verschaffen. Die gedanklichen Dialoge, die Gina während ihrer Arbeit mit der historischen Figur Jo führt, vermitteln darüber hinaus viel Nähe.
Vieles aus der Geschichte van Goghs, das Meier erzählt, ist wohl eher bekannt. Unbekanntes dagegen, das jedoch wenig mit dem Portrait der Jo van Gogh-Bonger zu tun hat, wird sehr detailliert und teilweise etwas langatmig beschrieben.

Wiederum sehr interessant ist die Art wie Meier die Charaktere Jo und Gina zeitweise miteinander verschmilzt. Dabei wechselt der Text fast unbemerkt von einer Person zur anderen, was der Erzählung eine ungewöhnlich geheimnisvolle Nuance verleiht. Hervorzuheben ist auch die Bildsprache mancher Textabschnitte, die einem farbintensiven Gemälde gleicht.

Für Freunde des Impressionismus und den schillernden Figuren dahinter, ist dieser Roman mit 265 Seiten eine empfehlenswerte Lektüre mit Erkenntnisgewinn.