Eine einzige Nacht

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*bücherwürmchen* Avatar

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Ich bin positiv überrascht von Die Erbin. Simona Ahrnstedt erzählt die Geschichte romantisch, aber auch spannend, erschütternd und nachdenklich.

Zum Teil verläuft Die Erbin nach vorgesehenem Muster: Sie lernen sich einander kennen. Sie fühlen sich einander hingezogen. Sie landen gemeinsam im Bett. Es folgt der große Knall. Es wird gekämpft. Und am Ende ist alles wieder gut. Aber kann man Die Erbin wirklich so zusammenfassen? Nein, definitiv nicht. Denn dazwischen passiert so viel: Überraschungen. Gut gehütete Geheimnisse. Wendungen, mit denen man nicht gerechnet hat. Schicksale, die miteinander verwoben sind.

Zu Beginn wird noch in Rätseln gesprochen. Nach und nach erfährt der Leser, was damals auf Skogbacka, dem Internat, passiert ist. Dem Beginn dessen, was in der Gegenwart schließlich zum großen Showdown führt. Doch wer wird gewinnen und ist es den Preis wirklich wert?
Dies zu verfolgen, fand ich spannend und ich wollte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich wollte wissen, wer nun gewinnt.
Aber auch an anderen Stellen baute die Autorin Spannung auf, in dem sie in einem Kapitel zwar Dinge andeutete, mir aber die Umstände/Zusammenhänge noch nicht ganz klar waren und erst Kapitel später aufgelöst wurde. Solange konnte ich mir dann selbst zusammenreimen und kam doch nicht darauf, was mit den Andeutungen gemeint war.

Die Charaktere haben mir gefallen. Zum einen die beiden Hauptcharaktere David Hammar und Natalia de la Grip. Sie waren mir sympathisch. Ich konnte Davids "Rachefeldzug" verstehen, auch wenn ich ihm am liebsten geraten hätte, nochmals darüber nachzudenken. David und Natalia gaben ein schönes Paar ab, doch eine Beziehung scheint unmöglich. Als Leserin konnte ich über Davids Gedanken, dass dies jetzt wirklich das letzte Treffen sei und er sie danach vergessen und nach vorne schauen kann, nur schmunzeln, da diese Gedanken von vornherein schon zum Scheitern verurteilt waren. Aber als Außenstehende hat man ja gut reden. Und irgendwann kam dann eben der Point of no Return.

Zum anderen waren da die Nebencharaktere, die sich ebenfalls sehen lassen konnten. Åsa und Michel zum Beispiel. Sie sind zwar grundverschieden und dennoch oder genau deswegen war es unterhaltsam, ihrer gemeinsamen Geschichte zu folgen. Denn zwischen dem ganzen Drum herum um die Übernahem von Investum haben sie noch ihre ganz eigene Geschichte zu klären.

Und schlussendlich sind da noch die Brüder von Natalia, Peter und Alexander. Sie könnten ebenfalls verschiedener nicht sein. Wie sie, vor allem Peter, genau einzuordnen waren, ergab sich erst nach und nach. Völlig unsympathisch hingegen waren mir Gustaf und Ebba de la Grip, aber das ist, denke ich, auch nicht verwunderlich.

Mit ihren vielseitigen Charakteren baut Simona Ahrnstedt ihre Geschichte um Davids Übernahme von Investum auf, mit all deren Konsequenzen. Nicht nur, was die Firma betrifft, sondern auch die Familie de la Grip. Es wird Schuldige, aber auch Unschuldig treffen. Es werden Geheimnisse ans Licht kommen, die lange - auch sprichwörtlich - totgeschwiegen wurden.

Und wie kann das enden? Nun, mit dem Ende bin ich zufrieden, wobei es vielleicht ein bisschen zu schnell kam. Und vielleicht hat sie dann auch etwas zu sehr auf den rosaroten Knopf gedrückt.

Ich mag Schweden und ich freue mich, dass die Geschichte größtenteils in Stockholm angesiedelt ist. Die Geschichten müssen eben nicht immer in New York oder London handeln. Aber ich habe ein ganz gutes Gefühl für Schweden bekommen.

Der Schreibstil ließ sich trotz Komplexität leicht lesen. Erzählt wird in der dritten Person hauptsächlich aus Sicht von David und Natalia. Åsa und Michel hatten aber ebenfalls ihre Kapitel. Wenige Kapitel, aber der Spannung nicht abträglich, hatten hingegen Alexander, Peter und Carl-Erik Tessin. So, ich hoffe, ich habe jetzt niemanden vergessen.

Noch ein Wort zum Cover. Mich persönlich spricht es nicht an. Aber man soll ein Buch ja auch nicht danach beurteilen. Das wäre bekanntermaßen ein Fehler.

Und wie viele Sterne gebe ich? Reicht es für 5 Sterne oder sind es nur 4,5 Sterne. Schwierig. Aber schlussendlich hat mir Die Erbin sehr gut gefallen weshalb es 5 Sterne sein sollen.

Empfehlen kann ich Die Erbin allen, die Liebesromane mit etwas Spannung, etwas Erotik und gelungenen Charaktere mögen.