Fesselnde Liebesgeschichte

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marionhh Avatar

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Natalia de la Grip ist die Tochter des reichen, einflussreichen Großunternehmers Gustaf de la Grip, Inhaber von Investum, des größten Unternehmens Schwedens. Als der bekannte Shootingstar der Finanzwelt, David Hammar, Unternehmer und Playboy, sie zu einem Mittagessen einlädt, ist sie neugierig. Sie gehört zwar zur Familie, hat aber bei Investum bislang keinen Posten inne und auch keinen Einfluss. Das Mittagessen verläuft ereignislos, doch die beiden spüren eine geradezu magische Anziehungskraft zwischen sich und können einander nicht vergessen. David seinerseits hat alles andere als unlautere Absichten: Er plant die feindliche Übernahme des Großkonzerns und bedient sich dabei skrupellos aller Mittel, die Erfolg versprechend sein könnten. Obwohl ihm Natalia beruflich nichts nutzt, wirft er seine Grundsätze über Bord und lädt sie immer wieder ein, bis es zu einer Affäre kommt. Natalia ahnt nichts von seinem Coup, bis die Bombe platzt: David Hammar hat Investum durch diverse geheime Aktienkäufe übernommen, der Aufsichtsrat ist abgesetzt, Natalias Familie ist ruiniert, Natalia selbst fühlt sich durch David betrogen und sieht keine Zukunft für sie als Paar. Doch das ist nicht der einzige Schicksalsschlag, den sie hinnehmen muss…

Sehr unterhaltsame, durchweg gut zu lesende Liebesgeschichte mit einer super sympathischen Hauptfigur, der man sofort alles Gute dieser Welt wünscht. Obwohl Natalia nicht nur hochintelligent, attraktiv und reich ist, ist sie so bescheiden und arbeitsam, dass man sie sofort ins Herz schließt und mit ihr mit fühlt. Sie hat keinen leichten Stand bei ihrer Familie und muss im Laufe der Geschichte einiges einstecken. Aus den Schreckensnachrichten, die sie erfährt und verarbeiten muss, geht sie nichtsdestotrotz gestärkt hervor, bleibt loyal und verliert nie ihre Prinzipien aus den Augen. Dabei hilft ihr ihre etwas flippige, extrovertierte Freundin Asa, die trotz aller Oberflächlichkeit als einzige treu und unverbrüchlich zu ihr steht. Der Schreibstil ist nicht direkt anspruchsvoll, aber auch nicht zu simpel und auf jeden Fall sehr eingängig. Die sehr ausführlichen Beschreibungen der Sexszenen nehmen für meinen Geschmack ein bisschen sehr viel Raum ein – hätte man alle zusammen genommen gekürzt, wäre sicherlich auch das Buch um 50 Seiten dünner geworden, was meiner Ansicht nach dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan hätte. So bekommt es mitunter den schalen Beigeschmack einer Groschenroman-Liebesschmonzette.

Der zeitliche Rahmen der Handlung erstreckt sich nur über etwa zweieinhalb Monate, vom Kennenlernen bis zum Platzen der Bombe vergeht etwa die Hälfte der Zeit und analog dazu auch der Seitenzahl, mit 600 Seiten nicht gerade ein dünnes Buch. Ab der Mitte des Buches, als die Bombe platzt und Natalia eine Horrornachricht nach der anderen bekommt, wird es denn auch richtig spannend. Es gibt die eine oder andere einigermaßen überraschende Wendung und es werden nach und nach die Geheimnisse der Vergangenheit enthüllt, trotzdem ist das Ende recht vorhersehbar. Dennoch fiebert der Leser – vor allem mit Natalia – mit und freut sich als Romantiker natürlich auch über das wohlverdiente Happy End. Was den Epilog angeht, so muss ich gestehen, dass sich der Sinn des Epilogs mir nicht erschloss und ich ihn reichlich überflüssig fand.

Die Charaktere sind alles andere als langweilig, nicht nur Natalia, auch David sowie ihre Freundin Asa machen eine Entwicklung durch und hinterfragen sich und ihre Handlungen eigentlich permanent. Die Figuren sind gut herausgearbeitet und glaubwürdig, die vier Hauptpersonen Natalia und David sowie Asa und Michel überzeugen durch Authentizität. Einzig Natalias Eltern sind und bleiben unsympathisch und unklar in ihren Motiven. Hier hätte ich mir ein wenig mehr „hinter-die-Fassade-schauen“ gewünscht. Dieses kleine Manko wird aber durch die anderen wettgemacht, besonders bei Asa war ich später angenehm überrascht, wie sie letztendlich zu ihren Gefühlen steht. Meines Erachtens hat ihre Liebesgeschichte mit Michel weitaus mehr Feuer und Leidenschaft als die Natalias und Davids, die sich beide recht ähnlich sind. Asa hingegen ist unkonventionell und Michel traditionell, Asa hat ihre Gefühle bis dato unterdrückt und muss sich an wahre Liebe erst noch gewöhnen. Ihr Charakter ist nicht so stromlinienförmig und geerdet wie der Michels, die Beziehung birgt durchaus Konfliktpotential. Asa und Natalia, so gegensätzlich sie sind, sind beide stark und intelligent, stehen unverbrüchlich zu ihrer Freundschaft und sorgen zudem auch für das eine oder andere Schmunzeln.

Fazit: „Die Erbin“ ist eine schöne Geschichte, die Figuren sind überzeugend und die Handlung ist nicht komplex, aber unterhaltsam und fesselnd. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut zu lesen und sie wird sicherlich auch hier in Deutschland ihre Fans finden. In Deutschland wurde ja erst einer ihrer insgesamt drei historischen Romane veröffentlicht – es bestehen meiner Ansicht nach gute Chancen, dass nach „Die Erbin“ mehr Veröffentlichungen dazu kommen werden! Ich gebe zu, dass ich mir den Roman anhand des Covers und des Klappentextes nicht gekauft hätte, der Inhalt hat mich jedoch sehr positiv überrascht und ich werde die Autorin mit Sicherheit im Auge behalten. Wohldosierte Irrungen und Wirrungen, schüchterne Heldin mit Schicksalsschlägen findet starken Helden mit breiten Schultern - für alle Fans romantischer Liebesgeschichten, die einfach einmal aus dem schnöden Alltag ab- und wohlig seufzend in ein anderes Leben eintauchen möchten.