Die Erfindung der Flügel

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
raschke64 Avatar

Von

Charleston, 1803: Sarah, Tochter des Richters und Plantagenbesitzers, wird 11 Jahre alt und bekommt zum Geburtstag „ihre“ persönliche Sklavin Hetty/Handful. Sie will das Geschenk ablehnen bzw. Handful freilassen. Doch beides wird ihr nicht erlaubt. So wird Handful ihre Zofe und zwischen beiden entwickelt sich eine Art Freundschaft. Sarah ist sehr lernbegierig und liest gern und bringt Handful das Schreiben bei, was natürlich verboten ist. Beide werden dafür hart bestraft. Trotzdem versuchen sie immer wieder, die Grenzen ihrer Zeit und ihres Standes zu durchbrechen …
Das Buch ist sehr berührend. In ihm werden viele starke Frauen geschildert. Ob es Mauma, Handfuls Mutter ist, die auf ihre Art ihrer Herrin trotzt und versucht, genug Geld für ihren Freikauf zu bekommen. Oder Handful selbst, die sich ihre Freiheiten herausnimmt und später sogar einen geplanten Sklavenaufstand unterstützt. Aber auch auf der andere Seite Sarah und ihre Schwester Nina, die beide die Sklaverei verabscheuen und später über die Quäker zu Abolitionisten werden. Die Geschichte wird wechselseitig von Sarah und Handful erzählt. So hat man immer die Sicht von beiden Seiten – der reichen weißen Tochter aus gutem Hause und der Negersklavin. Man erkennt die vielen Quälereien – offen und subtil –, die den Sklaven angetan worden sind. Aber auch die Selbstverständlichkeit, mit der das passiert. Und obwohl Sarah ihrer Zeit weit voraus ist, ist es auch bei ihr ein langer Entwicklungsweg im Kampf gegen die Sklaverei.
Umso mehr war ich erstaunt, dass Sarah und Nina historische Persönlichkeiten waren und keine erfundenen Romanfiguren.
Ich habe nur bedauert, dass die Spannung der Geschichte für mich im Mittelteil des Buches nachgelassen hat. Und dass der Kampf der Schwestern am Ende des Buches relativ kurz abgehandelt wurde. Aber insgesamt war es für mich ein sehr gutes Buch, was ich immer weiter empfehlen würde.