Selten hat ein Buch mich so berührt

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kleinekrimileseratte Avatar

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Beschreibung des Buches:
Der Roman „Die Erfindung der Flügel“ von Sue Monk Kidd ist im btb-Verlag als Hardcover erschienen. Er umfasst 495 Seiten. Die Autorin ist in den USA bereits mit mehreren Biografien bekannt geworden. Auch dieses Buch hat viele biografische Elemente. Das Titelbild ist eher nüchtern. Weiß- und Oker-gestreift. Neben dem Titel sind schemenhaft schwarze fliegende Vögel zu sehen, passend zwar zum Inhalt des Buches, aber das Titelbild alleine hätte mich nicht angesprochen…

Kurze Zusammenfassung:
Der Roman handelt von zwei Frauen (eigentlich von Dreien) Sarah (und ihre Schwester Nina) und Hetty (Handful). Während Sarah (Grimké) als Tochter eines Gutsbesitzers und Anwalts in den Südstaaten (Charleston) von Amerika aufwächst, lebt Handful zwar ebenfalls auf dem Gut, aber als Sklavin. Als Sarah zu ihrem elften Geburtstag Handful als eigenes Dienstmädchen von den Eltern geschenkt bekommt, zeigt sich, dass Sarah der Sklaverei absolut kritisch gegenüber steht. Sie bringt Handful das Lesen und Schreiben bei. Später nimmt sie ihre eigene kleine Schwester Angelina (Nina) als Patin unter ihre Fittiche und beginnt damit, sich öffentlich gegen die Sklaverei und auch für Frauenrechte einzusetzen. Schwester Nina tritt ebenfalls in ihre Fußstapfen und gemeinsam, Seite an Seite, kämpfen sie ihr Leben lang für ihre Überzeugungen.

Das Buch ist in sechs Teile unterteilt, die immer einen größeren Zeitraum beschreiben. Die Lebensgeschichten der beiden Protagonisten ist von1803 bis 1838 aufgezeichnet. Die einzelnen Unterkapitel sind immer abwechselnd aus der Perspektive Sarahs und Handfuls erzählt.

Mein Leseeindruck:
Selten (seit Onkel Toms Hütte) hat mich ein Buch so berührt. Schon von der ersten Seite an konnte ich den Roman fast nicht zur Seite legen. Der Autorin gelingt es, den Leser mit in die Geschichte einzubeziehen. Die Beschreibungen von Gerüchen, Umgebungen und Gefühlen sind wunderbar. Der Sprachstil liegt mir. Die Aufteilung der Lebensgeschichte der beiden Frauen aus beiderlei Sicht ist gelungen. Die Sklaverei mit all ihren Grausamkeiten wird hier unerschrocken erzählt. Man fühlt sehr mit den Protagonisten.

Viele Begriffe und Besonderheiten der Zeit im 19. Jahrhundert in den Südstaaten der USA habe ich durch diesen Roman erst kennengelernt, von denen ich so konkret nichts wusste.
Besonders beeindruckend finde ich, dass der Roman biografische Elemente hat. Die Schwestern Grimké gab es tatsächlich. Sie gehörten der Bewegung zur Abschaffung der Sklaverei (Abolitionisten) an und setzten sich auch gleichzeitig für Frauenrechte ein.

Die Autorin hat für ihren Roman ziemlich intensiv recherchiert und die biografischen Erkenntnisse mit eigenen Ideen zu einem wunderbaren Roman zusammengewoben. So bekommt man als Leser durch den Roman Zeitgeschichte vermittelt.

Fazit:
Selten hat mich ein Buch so berührt. Es zeigt, dass es Menschen gibt, die für die Freiheit anderer (und Gleichberechtigung), ihr Leben lang kämpfen (und ihr eigenes Schicksal hintenanstellen), denen es aber auch gelingen kann durch Überzeugung andere mitzuziehen und vieles in Bewegung zu bringen.