Über die Freiheit von Körper und Geist

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barbara62 Avatar

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Sarah Grimké und ihre Schwester Angelina aus Charleston, South Carolina, waren in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die ersten offiziellen Rednerinnen der Anti-Sklavereibewegung und die ersten bedeutenden Frauenrechtlerinnen der USA. Trotzdem sind sie heute so gut wie vergessen.

Sue Monk Kidd, die selber in South Carolina lebt, ist durch Zufall auf das Schicksal der beiden Schwestern gestoßen und hat ihnen mit ihrem Roman Die Erfindung der Flügel ein Denkmal gesetzt. Obwohl sie dafür in Tagebüchern, Briefen, Reden, Zeitungsartikeln, eigenen Dokumenten von Sarah und großen Mengen biografischen Materials recherchiert hat, folgt sie dem Leben der beiden Schwestern nur in groben Umrissen, ergänzt und fügt hinzu.

Sarah und die zwölf Jahre jüngere Angelina wurden in die Charlestoner Aristokratie geboren, ihr Lebensweg als Ehefrauen schien vorgezeichnet. Ihr Vater war Jurist und Plantagenbesitzer und selbstverständlich gehörten zum Besitztum der Familie Sklaven. Schon an ihrem elften Geburtstag, zu dem sie die zehnjährige Kammerzofe Hetty, genannt Handful, geschenkt bekommt, begehrt Sarah gegen die Sklaverei auf. Als sie trotz eines Skandals während ihrer Geburtstagsfeier das Geschenk nicht verhindern kann, bringt sie Handful das Lesen und Schreiben bei, was zu einem weiteren Eklat führt. Es sollte nicht der letzte bleiben und schließlich dazu führen, dass sie Charleston verlassen und bei den Quäkern im Norden eine neue Heimat finden musste.

Sue Monk Kidd erzählt das Leben von Sarah, Angelina und Handful in den Jahren 1803 bis 1838 aus zwei Ich-Perspektiven, nämlich der von Sarah und von Handful. Man erfährt von Sarahs gescheitertem Traum, Anwältin zu werden, und von ihrem Einsatz für die Befreiung und Gleichstellung der Schwarzen noch vor Harriet Beecher Stowes 1852 veröffentlichtem Roman Onkel Toms Hütte sowie ihrem Kampf für die Frauenrechte. Parallel dazu verfolgt man Handfuls Sehnen nach Freiheit, denn für sie ist nur ihr Körper Sklave, ihr Geist ist frei - im Unterschied zu Sarah, die nach Handfuls Meinung einen freien Körper, aber einen unfreien Geist hat.

Ein angesichts der immer noch virulenten Rassenprobleme in den USA hochaktueller, lesenswerter Roman.