Zwei Schicksale – eine Hoffnung: Freiheit

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wallerie0 Avatar

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Sklaverei – eines der unmenschlichsten Kapitel der amerikanischen Geschichte. Harte Arbeit von Kindesbeinen an, böse Worte, grausamen Strafen, herzzerreißende Leidenswege, Unrecht ein so kostbares Leben lang. Der erschütternde Alltag der Sklaven, der Willkür und Gewalt ihrer Herren ausgeliefert, unendliches Leid ertragend, fern jeder Hoffnung. Ein sich über dreißig Jahre ausdehnender Tatsachenroman, der den Leser zutiefst aufwühlen wird. Die geschilderten wahren Begebenheiten von Personen, die tatsächlich gelebt haben, werden mit fiktiven Elementen abgerundet. Im Mittelpunkt stehen das 10jährige Sklavenmädchen Hetty Handful und Sarah, das 11jährige Mädchen aus dem Herrenhaus der Grimké-Plantage. Handful, in der Sklaverei geboren, wie schon ihre Mutter, sehnt sich nach Freiheit. Doch auch Sarah ist eine Gefangene ihrer Zeit. Stand und Herkunft sind ein eisernes Hemd. Was verbindet die beiden; ist es wahre Freundschaft oder doch nur Abhängigkeit? Beide wollen sich befreien aus ihrer jeweiligen Unterdrückung. Vieles geschieht heimlich, wahres Miteinander existiert nicht. Dies wird auch durch den Aufbau des Buches verdeutlicht. In den einzelnen Abschnitten berichten entweder Handful oder Sarah unabhängig voneinander die Geschehnisse und wie sie diese empfinden; nie gemeinsam. Und in den seltensten Fällen nähern sich ihre Gedanken an. Beide begehren auf ihre Weise zwar gegen die vorherrschenden und unabänderbaren Umstände auf, doch werden ihre Stärke und ihr Mut ausreichen oder werden auch ihre Seelen gebrochen, sodass sie aufgeben, wie so viele in ihrem Umfeld? „Und da endlich sah ich, wofür ich so blind gewesen war. Dass ich die Sklaverei sehr gut im Abstrakten schmähen konnte, es mir jedoch an Verachtung fehlte, wenn die Sklaverei greifbar, verkörpert von diesem Mädchen (Hetty) vor mir stand. Ich hatte mich mit den konkreten Auswüchsen dieses Übels versöhnt. Im Herzen aller unsäglichen Dinge haust ein abscheuliches Schweigen, und auch ich hatte mir dieses zu eigen gemacht.“ S. 159 Als Leser erhält man die einmalige Gelegenheit, die Dinge mit den Augen der Hauptpersonen zu entdecken. Man taucht tief in diesen Mikrokosmos, dieses menschenverachtende System ein und verspürt fast wie am eigenen Leib, wie aussichtslos die Ausgangspunkte sind, wie unentrinnbar eingebunden jeder in seiner zugedachten Rolle eingezwängt ist. „Mein Körper mag ein Sklave sein, aber nicht mein Geist. Bei dir (Sarah) ist es umgekehrt.“ S. 273 Keiner kann aus seiner Haut und seinem Schicksal entrinnen. Oder etwa doch? Beide sind anders als so viele ihrer Zeit- und Leidensgenossen. Noch sind weder Hetty noch Sarah bereit, sich demütig und kampflos mit ihrem vorgezeichneten Dasein abzufinden. Der Preis, den sie dafür zu zahlen haben, wird hoch sein.