Außergewöhnlich, tiefsinnig und ästhetisch

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Die Schriftstellerin Aliza Berg erhält einen anonymen Brief, in dem sie gebeten wird, ein Buch über das Leben zu schreiben. Der Verfasser bietet ihr ein beträchtliches Honorar, wenn sie nach Litstein reist und alle BewohnerInnen in einem markierten Gebiet in die Geschichte integriert. Schließlich packt sie die Neugier, reist in die eher unbekannte Umgebung und wohnt schließlich bei Graf und Gräfin persönlich, wo sie mit ihren Recherchen beginnt.

Den Inhalt zusammenzufassen, würde mir bei diesem Buch sehr schwer fallen, was daran liegt, da es gar nicht so viel um die Geschichte an sich geht, sondern vor allem um die Charaktere, die wir nach und nach kennenlernen und die alle sehr besonders sind. Und wenn es eins ist, was Thomas Sautner schafft, dann ist es, genau diese Charaktere vor unserem inneren Auge lebendig werden zu lassen. Auch, wenn ich nicht mit allen Figuren sympathisiere, habe ich doch das Gefühl alle persönlich getroffen und gekannt zu haben.

Weiterhin positiv möchte ich die Art und Weise des Schreibens hervorheben - Sautner spielt mit der Sprache, schreibt sehr metaphorisch und klangvoll und lässt sie nicht nur als Mittel zum Zweck am Rand stehen. Besonders interessant finde ich auch, dass über das Schreiben an sich reflektiert wird und den LeserInnen noch mal eine ganz neue Perspektive gibt. Normalerweise wird dadurch meist eine Distanz erzeugt, aber diese wird nach und nach abgebaut und man versinkt doch in der Geschichte und kann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Auch die Naturbeschreibungen waren alles andere als oberflächlich, sondern oft gar informativ und schön zu lesen und konnten für mich gar nicht lang genug sein.

Mein einziger Kritikpunkt bezieht sich darauf, dass ich gerne noch mehr über den Grafen als Figur gelernt hätte (am Ende), obwohl er sicherlich genügend Platz erhält. Aber oft ist mir bei den Figuren die Frage des "Warums" gekommen. Andererseits ist es auch genau die Qualität des Buches nicht nur Fragen zu beantworten, sondern Fragen zu stellen und den Leser/ die Leserin immer wieder selbst zum Nachdenken zu bringen und auch mal zwischen den Zeilen zu lesen, um die Figuren selbst kreativ auszumalen. Somit würde ich es eher als reine Neugier bezeichnen und nicht als Kritikpunkt, da ich die Figur so unglaublich spannend finde und auch ein ganzes Buch über diese lesen würde, was natürlich den Rahmen sprengen würde, aber im Endeffekt doch eher für das Buch spricht.

Letztendlich: Ein sehr besonderes Buch mit tiefen Charakteren, einer wunderschönen Sprache und einer Geschichte, über die ich bestimmt noch länger nachdenken werde. Dies ist bestimmt nicht das letzte Buch, was ich von dem Autor gelesen habe!