Sautner ist wie Sahnetorte

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brittali Avatar

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Thomas Sautner zu lesen, ist wie Sahnetorte zu essen. Seine Worte schmelzen auf der Zunge und hinterlassen eine zarte Süße.
Poetisch und klug konzipiert Sautner die Reise der Schriftstellerin Aliza Berg, die einen anonymen Brief bekommt, der sie auffordert, in einem Ort unweit der Grenze für einen Roman zu recherchieren, der das Leben zum Gegenstand haben soll.
Aliza nimmt den Auftrag an und beginnt im Landhaus des Grafen Hohensinn mit ihren Recherchen.
Ihr Anspruch an sich selbst ist groß, denn sie "möchte das Leben in all seinen Aspekten zeigen. Vom Kleinsten bis zum Größten. Vom Niedrigsten bis zum Höchsten. Wenn sie so wollen, vom Einzeller bis zum am weitesten von uns entfernten Stern." (S.111)
Dabei entrollt sich durch die intensive Auseinandersetzung mit den ihr begegnenden Menschen die Vielfalt des Lebens vor ihr. Die Liebe ist ebenso Gegenstand wie die Natur, deren Beschreibungen mich wirklich berührt haben.
Die Empathie, mit der Sautner einer Bachstelze Leben einhaucht, hat es mir besonders angetan, "Kurz schloss es die Augen gegen die Sonne, gegen sein Weibchen, weil es zufrieden war, weil es sich stark fühlte und leicht zugleich, jedes einzelne Federchen bereit für diesen guten Tag."(S.98)
Vergänglichkeit, Sex, Leidenschaft, Liebe, Verlust, Streben und Ruhe finden ihren Platz in den 400 Seiten dieses poetisch-philosophischen Romans, den ich jedem, der sich gerne mit philosophischen Fragen rund um das Leben beschäftigt empfehlen kann.