Stimmungsvolles Spiel der Worte

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pippalotta Avatar

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Ein mysteriöser Brief erreicht die Schriftstellerin Aliza Berg. Darin wird sie gebeten, einen Roman über das Leben zu schreiben, es geradezu neu zu entdecken. Der anonyme Auftraggeber lockt mit Geld. Die junge Frau lässt sich auf das Abenteuer ein und fährt nach Litstein, den Ort ihrer Recherchen. Sie wohnt im Schloss der ansässigen Adelsfamilie. Graf und Gräfin geben eine steile Romanvorlage, aber auch die anderen Einwohner wecken die Neugier der Autorin. So nimmt die Geschichte Fahrt auf und der Leser lernt gemeinsam mit der Schriftstellerin dieses eigentümliche Fleckchen Erde kennen. Dank des Perspektivwechsels des Erzählers sogar aus mehreren Blickwinkeln.

Thomas Sautner bedient sich einer zarten Sprache, die auf eine feine Beobachtungsgabe schließen lässt. Diese Sprache nimmt einen mit, lässt einen tief eintauchen in die fremde Welt. Seine Art, den Wald aus Sicht der Pflanzen und Tiere zu beschreiben, ist ein kleines Meisterwerk. Es eröffnet dem Leser stets eine neue Perspektive. Sehr nahbar und mittendrin.

Die menschlichen Beziehungen wirken dagegen im Laufe der Geschichte immer gekünstelter. Sie verlieren sich in einem Meer der großen philosophischen Lebensfragen. Insbesondere zum Ende hätte der Geschichte aus meiner Sicht weniger Dramatik gut getan.
Das Scheitern der Hauptfiguren ist nur eine Frage der Zeit. Sautner gewinnt diesem Scheitern zwar etwas Tröstliches ab, lässt den Leser aber gleichzeitig über einige offene Fragen im Unklaren.

Lesenswert ist das Buch allemal. Schon allein der wortgewaltigen Sprache wegen ist der Roman ein stimmungsvoller Genuss.