Was die Welt im Innersten zusammenhält...

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mia-w Avatar

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Ein feines Buch, ein besonderes, ungewöhnliches und aus meiner Sicht ganz bezauberndes Buch ist Thomas Sautner hier geglückt. Auch wenn es weit davon entfernt ist, ein philosophischer Roman zu sein, geht es unter dem Deckmäntelchen einer Geschichte voller kauziger Figuren doch um's Eingemachte: die großen Fragen der Menschheit, vor allem die Frage (frei nach Goethe), was die Welt im Innersten zusammenhält. Hierauf gibt es am Ende sogar einen Hauch von Antwort - es ist eben dann doch nur ein Roman und keine philosophische Abhandlung.

Ein Wort zur Handlung: Schriftstellerin Aliza Berg bekommt einen anonymen Auftrag: Ein Buch soll sie schreiben, Honorar ist reichlich vorhanden - einzige Bedingung: Es muss um eine rurale Gegend rund um das fiktive Litstein in der "Grenzregion" gehen, und um die wenigen Bewohner:innen dieser Gegend. Anhand dieser soll das Buch dem Leben hinter die Kulissen schauen. Aliza fühlt sich herausgefordert und bricht umgehend auf nach Litstein, wo sie ein gutes Jahr bei Gräfin und Graf von Hohensinn im hiesigen Schloss residiert - und die Leser:innen dürfen sie auf diese ungewisse Mission begleiten.

Mir hat besonders der zuerst ungewohnte, dann aber gut aufgehende Spagat zwischen herkömmlicher Handlung und leicht wissenschaftlich anmutenden Ausführungen gut gefallen - denn Thomas Sautner verbindet beide Seiten der Medaille durch feinen, hintergründigen Humor. Verbunden mit einem Faible für abseitige Szenen und Charaktere kommt das Buch über weiter Strecken sehr leicht daher, behält jedoch gleichzeitig immer das große Ganze im Blick. Und so freue ich mich schon sehr darauf, die zahlreichen Vorgänger-Romane des Autors zu lesen, die mir (vollkommen unverständlich!) bisher verborgen geblieben sind.