„Ocean’s Eleven“ in der Belle Epoque

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Mit „Die Erfindung des Lächelns“ legt Tom Hillenbrand mal wieder einen historischen Krimi vor und das Metier beherrscht er meines Erachtens ja brillant – auch hier?

Paris, Spätsommer 1911: Der Louvre öffnet seine Pforten, doch die „Mona Lisa“ ist verschwunden. Zwar setzt die Polizei alle Hebel in Bewegung, doch das ändert nichts. Also tritt Commissaire Lenoir in Aktion, kritisch beobachtet von der gesamten damaligen Welt.

Diese Skizze möge als Handlungsabriss dieses auf Fakten beruhenden historischen Kriminalromans genügen, weil sonst die Spannung litte. Schon allein, wie Hillenbrand im Nachwort beschreibt, was an seiner Geschichte real ist, ist ein Beispiel par excellence für seine Wortgewalt – und seinen Humor. Die Geschichte bezieht ihren Charme aus dem Spiel zwischen Fiktion und Realität, der Stimmung im 19. Jh., wo alles noch anders zuging (und nicht selten fragte ich mich beim Lesen, wie dieser Fall wohl heutzutage „abliefe“). Es geht um Paris in seiner damaligen Rolle als Nabel der Welt, die Kunstwelt, man trifft in der Geschichte auf berühmte Persönlichkeiten, eine Bande von Anarchisten-Bande und frönt dem Genuss (auf verschiedene Arten – sei es auch nur lesender Natur). Der Fall ist ausreichend spannend, denn die Frage, wer die „Mona Lisa“ stehlen könnte und warum, hat es in sich. Worin aber Hillenbrands eigentliche Meisterschaft besteht, ist seine Fähigkeit, die Zeit und Atmosphäre „herbeizuschreiben“, ohne dabei bemüht zu wirken; all das auch noch gewürzt mit seinem ganz speziellen Humor (und wer glaubt, es gehe erst heutzutage bürokratisch zu, wird hier eines Besseren belehrt, denn das sieht Lenoir ganz anders …). Wo andere Autoren am Spiel, seine Leser rätseln zu lassen, wo Realität und Fiktion verschwimmen, scheitern, gelingt Hillenbrand das mit nachgerade schlafwandlerischer Sicherheit. Eine Art „Ocean’s Eleven“ in der Belle Epoque …