Höchste Spannung, tiefste Melancholie

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emmmbeee Avatar

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Vierunddreissig Tage nach seinem Verschwinden wird Lennard Grabbe tot aufgefunden. Der elfjährige Münchner Bub, vielseitig begabt und unsichtbarer Anker in der Familie, hatte doch keine Feinde! Wer könnte ihm nach dem Leben getrachtet haben? Die Eltern sind verstört, das Dorf im Aufruhr, und Schritt für Schritt fährt das Glück in den Abgrund und reisst auch noch vieles andere mit sich – nicht nur in der Familie Grabbe. Ein kleines Universum gerät völlig aus den Fugen, und was bisher intakt war, wird gnadenlos zermalmt.
Auf der anderen Seite ist da der ehemalige Kommissar Jakob Frank, der es auf sich nimmt, den Eltern die schlechteste aller Nachrichten mitzuteilen. Als die Polizei trotz intensivem Suchen nicht weiterkommt, ermittelt er auf eigene Faust, gräbt in Akten längst verjährter Fälle, grübelt, lässt seine Gedanken «fühlen», sucht nach dem einen wichtigen Hinweis, der ihm weiterhelfen könnte, ja weiterhelfen MUSS. Ausgestattet mit vielen Unzulänglichkeiten und Schwächen, die man hinter der perfekten Fassade der Exekutive sonst nicht bemerkt und die ihn so menschlich machen, ist Frank ein sympathischer Ermittler. Immer getrieben vom Wunsch nach einer Lösung, immer das immense Leid der Eltern vor Augen, aber auch die eigene Vergangenheit mit ihren Niederlagen.
Das Buch entwickelt einen Sog, der gehalten wird von Spannung und dem Unerhörten, das da geschieht. Die Sprache ist schlicht, schnörkellos, klar. Ein Buch, das den Leser niedergeschlagen zurücklässt, ihn aber auch daran erinnert, dass sich in ihm selbst ebenso Abgründiges befinden kann, dass aber mit vermehrter Achtsamkeit einem ebensolchen Unglück entgegengewirkt werden kann. "Ermordung des Glücks" ist ein Buch, weit mehr als ein gewöhnlicher Krimi, das zur Eigenreflexion anregt.