Schleier der Melancholie

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lesemöwe Avatar

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"Ermordung des Glücks" - so lautet der Titel des neuen Romans von Friedrich Ani. Im Untertitel erfährt man, dass der Roman zu der Serie um den Exkommissar Jakob Frank gehört.

Auf dem Titelbild sind drei Menschen zu sehen- zwei Erwachsene und ein Kind. Damit verrät der Titel schon, bevor man anfängt zu lesen, worum es gehen wird: Ich stelle mir vor, dass das Glück der Eltern, nämlich ihr Kind, ermordet wird.

Und so ist es denn auch.

Jakob Frank überbringt den Eltern 34 Tage nach dem Verschwinden ihres Sohnes die Nachricht, dass er ermordet wurde und nicht mehr am Leben ist. Die bodenlose Leere, in die die Mutter danach stürzt, wird fühlbar für den Leser. Und im weiteren Verlauf geschieht einem das in gleichem Maße mit anderen Figuren. Denn das auktoriale Erzählverhalten des Romans wird oft durchbrochen von inneren Monologen, erlebter Rede, sodass man teilweise von einer Sekunde zur anderen die Gefühle der jeweiligen Person in einer unglaublichen Intensität spürt. Das bewirkt auch das Gefühl, das im Buchumschlag des Romans beschrieben wird: "Friedrich Ani vereint erneut grenzenlose Traurigkeit, menschliche Abgründe und atemlose Spannung in einem an Melancholie kaum zu übertreffenden Roman". Und tatsächlich ist es so, dass sich der Schleier der Melancholie über die ganze Geschichte, die ganze erzählte Welt, alle ihre Figuren legt.

Dabei ist die Sprache so metaphorisch, so bildlich, so dicht, dass man manchmal Sätze mehrmals liest, so schön sind sie: Dann hört Jakob Franke auf zu denken, denn er hatte eine Nähe zu bewohnen" (Seite 315).