Trotz bedrückender Melancholie blieben die Tränen aus

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sommerregen74 Avatar

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Ich war eine völlig jungfräuliche Friedrich-Ani-Leserin und kannte noch kein Buch von ihm. Trotzdem hatte mich die Leseprobe sehr angesprochen und ich war mehr als gespannt, als ich das Buch endlich in den Händen hielt. Vor dem Lesen hatte ich ein mulmiges Gefühl, denn wenn ein Kind verschwindet und ermordet wird, ist es das Schrecklichste was passieren kann und davon bin ich sehr stark emotional ergriffen. Ich habe das Buch ziemlich schnell durchgelesen. Der Exkommissar Franck war mir sofort sympathisch, er war nicht penetrant und aufdringlich, sondern ein ruhiger Ermittler, der seine ehemaligen Kollegen unterstützt und Todesbenachrichtigungen überbringt. Der 11jährige Lennard kommt an einem ungemütlichen Novembertag nicht nach Hause und 34 Tage später wird er ermordet aufgefunden. Franck überbringt den Eltern diese furchtbare Nachricht, und damit stirbt das Glück. Franck lässt der Fall keine Ruhe, auch rückblickend auf andere ungeklärte Fälle in seiner Karriere.
Die Trauer der Eltern, insbesondere der Mutter, die mit dem Tod des Sohnes völlig den Halt verliert und sich immer mehr aus dem Leben zurückzieht, ist glaubhaft und emotional beschrieben. Auch die enge Verbundenheit der Mutter mit ihrem Bruder, der selbst ein schreckliches Geheimnis mit sich trägt, ist interessant, hat mich jedoch auch teilweise etwas irritiert. Trotz großer Emotionalität und Tiefe des Themas, blieben bei mir die Tränen aus, was ich so nicht erwartet hatte, die große Berührung fand einfach nicht statt, trotz meinem großen Mitgefühl für die Mutter.
Den Schreibstil fand ich manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht schlecht.
Insgesamt hat mir das Buch gefallen, die düstere, traurige Stimmung zieht sich bis zum Ende durch das Buch. Trotzdem hätte ich mir das Ende etwas aufregender gewünscht.
Das Cover passt sehr gut. Für Leser, die leise, ruhige, düstere Krimis mögen sehr zu empfehlen.