Wenn das Allerschlimmste eintritt

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lisaliestgern Avatar

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"Die Ermordung des Glücks" war das erste Buch von Friedrich Ani, das ich gelesen habe. Wahrscheinlich wird es leider auch mein letztes bleiben.
Anis Sprache ist sehr poetisch, wahrscheinlich hochliterarisch, aber zum Teil kann ich wenig damit anfangen. Ein Beispiel: „Dann hörte Jakob Franck auf zu denken, denn er hatte eine Nähe zu bewohnen.“
Mit den Personen, die in der Geschichte vorkommen, wurde ich auch nicht warm, sie gingen mir sogar teils auf die Nerven, z.B. der pensionierte Kriminalkommissar Franck. Er erscheint mir übermäßig moralisch, verständnisvoll, rechtschaffen.
Auch die Mutter des ermordeten Jungen ist mir unsympathisch. Ich finde, dass ihr Bezug zu ihrem Sohn zu dessen Lebzeiten etwas Übertriebenes, Ungesundes an sich hatte.
Insgesamt gefiel mir nicht, wie ich mich als Leserin im Schmerz der Mutter geradezu suhlen muß. Das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann, ist eingetroffen. Aber ich persönlich will eigentlich gar nicht so genau wissen, wie es ihr damit geht. Ich fühlte mich beim Lesen irgendwie ein bißchen wie ein Gaffer bei einem Unfall auf der Autobahn, der auf Nervenkitzel hofft, indem er das möglichst große Leid anderer sehen kann.