Zwischentöne in großartiger Sprache

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Allein der Titel beinhaltet schon eine große Erwartung an den Roman. Friedrich Ani benutzt eine eindringliche Sprache, die sofort in den Bann zieht. Wahrhaftig ausgedrückte Gefühle, die so beschrieben, fast in Vergessenheit geraten sind in der Oberflächlichkeit vieler kultureller Medien, die auf Aktion und Geschwindigkeit abzielen, um zu unterhalten. Ich ermüde jedes Mal bei Autorennen im Fernsehen, die dazu dienen, einen Verdächtigen zu stellen. Bei Friedrich Anis Büchern, ich kannte nur die Tabor Süden – Reihe, bin ich gespannt wie ein Flitzebogen. Gerade die leisen Töne, jede Nuance von Empfindungen, die hartnäckige Suche nach „dem Fossil“ ….“- jenes materielle oder immaterielle Bindeglied, das die Vergangenheit der Tat in einen unverbrüchlichen Zusammenhang mit der Gegenwart des Verbrechens setzte und das Genom der Wahrheit zur Lösung des Falles enthielt.“ ist ungeheuer spannend. Es ist die Suche nach tiefgründiger Wahrheit, begleitet von einer Aufgehobenheit, die der sympathische Kommissar a.D. Jakob Franck, mit der selbst erwählten Aufgabe, Todesnachrichten zu überbringen, vermittelt. Mit unendlicher Geduld, auf jeden Zwischenton lauschend, der etwas beitragen könnte zur Lösung des Falles des ermordeten Lennards, erkennt Jakob Franck letztendlich etwas, das das normale Ermittlerteam übersehen hat.
Der einzig wahrhaft Lebendige in der Romanschilderung ist der tote Lennard, der so viel Freude und Glück brachte. Sätze, die z.B. der Bruder der Mutter aussagt:“ Das Leben hat uns verstoßen und wahrscheinlich waren wir nie zum Leben geboren“ zeigt auch den grauen Ton des Krimis an. Das Leben prägt und feilt und ein elfjähriger Junge, der das Leben noch vor sich hat, erscheint rein und sonnig – große Vorstellungen werden auf ihn übertragen. Tanja die Mutter des Ermordeten denkt: „ So wie sie ihn auf die Welt gebracht hatte, hatte er sie ein zweites Mal geboren; erst durch ihn, davon war sie vom ersten Tag seines Lebens überzeugt, hatte sie ihre wahre Anwesenheit erlangt.“ Dies ist an sich schon überlegensswert und bestätigt dann die, das Buch durchziehende, seelische Verzweiflung Tanjas, nachdem dieser Teil von ihr ermordet wurde. Die Leser gehen mit ihr auf eine innere Reise, die weder für sie, noch ihre Umgebenden und auch den Leser, kaum noch zu ertragen sind. Aufatmend ist der sehr klare Bezug zur Realität des Ermittlers a.D., der sich nicht ein X für ein U vormachen läßt. Die Situation spitzt sich zu – bis Jakob Frank das „Fossil“ entdeckt, das dies bis dahin noch ungeklärte Verbrechen einleuchtend auflöst.
Für diejenigen, die die Zwischentöne lieben, gepaart mit einer großartigen Sprache, ist dieses Buch höchst empfehlenswert.