Ein wunderbarer Roman mit Krimi- und Fantasy-Elementen

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Nachdem mich Jess Kidd vor zwei Jahren mit ihrem Debütroman "Der Freund der Toten" überraschen und begeistern konnte und ich auch ihren Folgeroman "Heilige und andere Tote" lesenswert fand, war ich natürlich voller Vorfreude auf ihren dritten Roman "Die Ewigkeit in einem Glas".

Diesmal geht es um die Privatdetektivin Bridie Devine, die im London des Jahres 1863 den Auftrag erhält, nach der verschwundenen Christabel zu suchen. Das erweist sich als nicht so einfach, denn Christabel ist ein ganz besonderes Mädchen und viele Menschen wollen sie in die Finger bekommen. Menschen, die auch vor Mord nicht zurückschrecken....

Äußerlich unterscheidet sich Jess Kidds dritter Roman von seinen beiden Vorgängern. Waren sich die Cover der ersten beiden Bücher noch recht ähnlich, tanzt "Die Ewigkeit in einem Glas" nun aus der Reihe. Dabei fällt besonders ins Auge, dass der Name der Autorin nun um einiges größer als der Titel gedruckt ist. Jess Kidd hat sich einen Namen gemacht - und das verdient!
Keine Veränderung gab es zum Glück bei dem mitreißenden Schreibstil der Autorin. Jess Kidd versteht es erneut ganz wunderbar, mit Worten zu spielen. Selbst die Nebensätze haben bei ihr viel zu sagen und teilweise haben die Sätze sogar etwas von einem Gedicht, was auch an dem blumigen Schreibstil liegt.

Wer mit den Büchern von Jess Kidd vertraut ist, weiß um ihre Vorliebe für skurrile, verschrobene Charaktere. Das ist auch in "Die Ewigkeit in einem Glas" nicht anders. Angefangen bei Bridie über ihre Haushälterin Cora und den toten Boxer Ruby bis zur bösen Dorcas ist sämtliches Personal gekonnt beschrieben und so lebendig, dass ich sie alle bildlich vor meinen Augen auftreten sah. Und obwohl den Toten im Titel kein Platz mehr zugestanden wurde (im Gegensatz zu den vorherigen Büchern), tauchen im Roman selbst wieder einige auf. Der tote Ruby weicht Bridie - die einzige, die ihn sehen und mit ihm reden kann - nicht mehr von der Seite und ist in seinen vergeblichen Bemühungen, von der Welt bemerkt zu werden, ganz zauberhaft. So sitzt er einmal in einem Löwenkäfig, weil er davon überzeugt ist, dass der Löwe ihn tatsächlich angesehen hat. Eine sehr schöne Szene.

Die Geschichte spielt hauptsächlich im Jahr 1863, wechselt aber immer wieder in die Vergangenheit, wo wir der sehr jungen Bridie begegnen. Je öfter wir in die Vergangenheit eintauchen, desto klarer wird, dass etwas Furchtbares überlebt hat und Bridie nun langsam einholt. Sie muss sich also nicht nur mit derzeitigen Gefahren, sondern auch mit den Geistern der Vergangenheit herumschlagen. Am Ende schafft es Jess Kidd, alle losen Ende - sowohl aus der Vergangenheit als auch der Gegenwart - zusammenzuführen. Ob das Ende ein glückliches ist, bleibt der Fantasie überlassen.

Fazit: Jess Kidd ist erneut ein großartiger Roman gelungen. Krimi- und Fantasy-Elemente werden gemixt und die wunderbare Sprache sowie die besonderen Charaktere tun ihr übriges, um aus "Die Ewigkeit in einem Glas" einen wahren Lesegenuss zu machen.