Gewohnt mysteriös

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layakaichi Avatar

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London 1863. Ein Mädchen wird vermisst. Entführt aus ihrem Zuhause. Bridie Devine soll sie wiederfinden. Aber an dem Fall ist einiges Seltsam.


Jess Kidd hat es wieder einmal geschafft eine ganz eigene Welt zu erschaffen, diese aber so in das alltägliche einzubetten, dass es einem vollkommen normal erscheint. Und wer ihre anderen Bücher kennt, der weiß, das man immer mit dem ein oder anderen Geist rechnen muss, der die Geschichte auf seine ganz eigene Art bereichert.
Und nicht zu vergessen die Sprache. Die Autorin bedient sich gewohnheitsgemäß einer sehr bildhaften Sprache, die aber nicht mit den Bildern zu tun hat, denen man normalerweise in Büchern begegnet. Hier wird nicht mit blumigen und wohlklingenden Worten um sich geworfen. Hier wird man eher mit einer Made verglichen. Die Bilder, die hier mit Worten gezeichnet werden sind dementsprechend gerne eher mal etwas makaber und fern des Üblichen. Aber trotz, oder gerade wegen, dieser so ganz anderen Wortmalerei, hat das Buch es schnell wieder geschafft, mich wie gewohnt in seinen Bann zu ziehen. Ich mag den Schreibstil der Autorin einfach.

Ihre Figur der Bridie Devine war mir auch sofort sympathisch. Sie ist keineswegs duckmäuserisches oder von anderen Abhängig, sondern weiß ich in dieser Zeit der männlichen Dominanz zu behaupten und ihren eigenen Weg zu gehen. Auch ist ihre Berufswahl alles andere als alltäglich.
Sie ist aber natürlich nicht die einzige Person, der man zwischen den Seiten begegnet und der man über die Schulter blickt. Es gibt einige schillernde, mysteriöse und raubeinige Gestalten zu treffen und kennenzulernen.

Jess Kidds neues Buch ist wieder ein Lesevergnügen, das einen durchaus in den ein oder anderen Abgrund blicken lässt. Und garantiert kein 08/15-Roman. Ganz im Gegenteil.