Ein sprachlich besonderer Thriller, der in einem spannenden historischen Kontext verortet ist

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mrscatastrophy Avatar

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In dieser Leseprobe begleiten wir Rita Anfang der 1960er auf ihrer Reise nach Kairo. Ihr Vater war in der NS--Zeit Flugzeugarchitekt und will nun in Ägypten an seinen Erfolg anschließen. In Rückblicken wird die Zeit seit Ritas Geburt geschildert, dabei sind Ereignisse aus der Familiengeschichte eng mit der Zeitgeschichte verwoben. Mir gefällt insbesondere, dass das Buch Details aus der Geschichte herausarbeitet, die oft eher vergessen werden, deren Benennung die Verortung der Geschichte in der Nachkriegszeit aber besonders authentisch macht, so etwa die Beziehung der Nazis zu Astrologie. Der zeitliche Kontext spiegelt sich in familiären Streitigkeiten ebenso, wie die Familie selbst insbesondere durch den Horoskope verfassenden Vater Einfluss auf die Geschichte (insbesondere NS-Funktionäre nimmt). Ritas Bruder engagiert sich in der Anti-Atom-Bewegung, der gemeinsame Vater beschimpft ihn daher als Bolschewiken.


Die Sprache ist mindestens außergewöhnlich für einen Thriller. Kurze, prägnante Sätze, Gegenüberstellungen und ironische Verkürzungen finden sich hier und bilden gemeinsam mit den Sprüngen zwischen verschiedenen Erinnerungsfetzen den Eindruck, dass es sich tatsächlich um ein Erinnerungsalbum handelt, in dem die Leser*innen blättern.

Insgesamt liest sich die Leseprobe ganz anders als erwartet, aber in positiver Hinsicht. Ich würde deshalb gern mehr über Rita erfahren, darüber, wie sie sich in diesem Kontext zurechtfindet, über die weitere Entwicklung der Familiendynamik und darüber, wie die Autorin das alles weiterhin mit einem sorgfältig recherchierten, plastischen zeitgeschichtlichen Kontext verbindet.