Der unkonventionelle Ermittler und das Komplott des Grauens

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hennie Avatar

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Es geht mächtig rund in Zack Herrys Welt, dem Helden oder sagt man besser Antihelden ? des neuen schwedischen Bestsellerduos Mons Kallentoft und Markus Lutteman.
Der junge Polizist, Kriminalinspektor der Stockholmer Polizei, ist ein zwiespältiger, moralisch zwischen Baum und Borke stehender Charakter. Er kokst, nimmt sich die Mädels, wie sie ihm gefallen, fährt Motorrad ohne Helm mit 200 km/h u. v. m. Obwohl er erst 27 Jahre alt ist, musste er schon sehr viel persönliches Leid ertragen. In seinen Handlungen ist er sehr impulsiv, geht hohe Risiken ein und überschreitet manchmal leichtsinnig Grenzen.

Rasant und äußerst brutal geht es in der Geschichte um Prostitution, Frauen- und Drogenhandel zur Sache. Innerhalb kürzester Zeit werden sechs asiatische Prostituierte regelrecht hingerichtet. Eine der Frauen weist Bissspuren auf, die von einem Wolf stammen könnten. Die Ermittlungen der Stockholmer Polizei verlaufen lange ohne Ergebnis oder gehen in die verkehrte Richtung. Die Medien machen noch zusätzlich ordentlich Stimmung gegen sie. Einzig vor allem Zack mit seinen Kollegen können der unsichtbar agierenden, hochgradig kriminellen Organisation durch unkonventionelle, illegale Methoden etwas entgegensetzen. Hier schufen die beiden Autoren mit Deniz, Sirpa und Rudolf noch weitere sehr interessante Charaktere.

Ich kenne schon sehr viele Krimis aus Schweden, aber „Die Fährte des Wolfes“ toppt sie alle, was Düsternis, Brutalität, entmenschte Grausamkeit, apokalyptisches Szenario und gesellschaftlicher Ohnmacht gegenüber der kriminellen Gewalt betrifft.
Mit Gesetzen der demokratischen Ordnung ist solchen Tätern m.M.n. nicht mehr beizukommen. Mir gingen während und nach der Lektüre viele Fragen durch den Kopf. Die wichtigsten: Wie will man in Zukunft solchen Organisationen entgegentreten? Möchte man wirklich der kriminellen Gewalt weiterhin nicht nur in Schweden, sondern in ganz Europa Tür und Tor offenhalten?
Wenn der Mensch zur Ware wird und das ist ja hier der Fall, dann kommt es zu solchen abartigen, äußerst perversen Taten. Die Verwerfungen in der Gesellschaft nehmen immer größere Ausmaße an. Die Banden sind inzwischen international vernetzt. Und Polizei, Staatsanwaltschaft...sind in ihren Regeln gefangen. Die Medien berichten um der Sensation willen. Das kommt im Buch wunderbar zum Ausdruck.
Monster, Ungeheuer...- eigentlich gibt es kein adäquates Wort für die skrupellosen Verbrecher. Sie sind so weit weg von menschlichem, zivilisierten Verhalten, dass es einfach unvorstellbar ist, wozu sie fähig sind.
Den Autoren gelang mit diesem Thriller eine beeindruckende Sozial- und Gesellschaftskritik. Bedenklich, dass ein Polizist, der selbst kriminell agiert, in der Lage ist die Täter im Alleingang auszuschalten.

Von mir gibt es eine Lese-/Kaufempfehlung und fünf von fünf Sternen.