Spannend, schnell, schwedisch

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aennie Avatar

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Vier Asiatinnen in Stockholm werden erschossen, fast hingerichtet. Sie haben in einem Massagesalon gearbeitet, dabei aber wohl auch eine gewisse Zusatzleistung verkauft. Eine Sonderermittlungsgruppe der Polizei nimmt die Ermittlungen auf. Wer ist ein möglicher Täter? Jemand der Asiatinnen hasste, ein Prostitutionsgegner, ein irrer Massenmörder oder vielleicht eine der Banden, die offensichtlich diesen Markt kontrollieren? Geht es vielleicht sogar um Menschenhandel? Mit all diesen Fragen muss sich das Team um Douglas Juste beschäftigen und einer seiner Ermittler ist Zack Herry.
Zack Herry ist jung, für manche zu jung für die Position, die er in der Stockholmer Polizei innehat. Zack Herry ist Teil einer Sonderermittlungsgruppe. Zack Herry hat seine Mutter verloren, als er fünf Jahre alt war, sie war ebenfalls Polizistin und starb bei einem Einsatz, die Umstände sind nach wie vor nicht aufgeklärt. Zack Herry kümmert sich um Ester, die kleine Tochter seiner Nachbarin, wenn diese nicht in der Lage dazu ist. Zack Herry hält sich im Rahmen seiner Ermittlungen nicht an das Gesetz. Und auch in seinem Privatleben nicht. Zack Herry hat einen besten Freund, Abdula, der sein Dealer ist. Zack Herry ist ein Junkie. Zack Herry schluckt Amphetamine, tanzt die Nächte in Clubs durch, entkommt schon mal äußerst knapp einer Razzia der eigenen Kollegen, ist viel zu oft übernächtigt oder nicht voll einsatzfähig, und es kommt nicht selten im Rahmen seiner Ermittlungen und Einsätzen zu Opfern, manchmal, weil er einfach nicht zimperlich ist und manchmal vielleicht auch, weil er eine Situation nicht vollumfänglich erfasst hat.
Und trotzdem ist Zack Herry ein Protagonist, der mir unglaublich gut gefallen hat, so gut wie schon lange kein Ermittler in einem Krimi oder Thriller mehr. In einem dichten Plot, ohne Längen und in meinen Augen mit einer Sprache, die durch ihre oft kurzen Sätze irgendwie den Leser sehr nah an die Geschehnisse heranbringt und in den „Action“-Szenen ein hohes Tempo aufkommen lässt. Neben Zack Herry finde ich auch die anderen Figuren sehr interessant angelegt und ausgearbeitet, seine Partnerin Deniz Akin, die Spezialistin Sirpa Hemälainen und sehr spannend der blinde Ermittler Rudolf Gräns. Die Ereignisse sind brutal und abscheulich, was das Thema mit sich bringt, der Spannungsbogen gut aufgebaut und hält sich bis zum Ende auf einem hohen Niveau – nichts ist schlimmer, als wenn nach der Auflösung noch 50 Seiten Erläuterungen und „Nach“-Handlung folgen.
Insgesamt birgt der Aufbau des Thrillers definitiv das Potential für Fortsetzungen, schon da Zack in meinen Augen den Mord an seiner Mutter aufklären muss – und Entwicklungsspielraum bietet er bei seinem Lebenswandel eine Menge.