Ein echter Pageturner

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griseldis2000 Avatar

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Karin Slaughter ist, wie ihr Name schon impliziert, keine Autorin die ihre LeserInnen schont. Hier geht es hart zur Sache. Schon im Prolog fragte ich ich mich, ob eine derart gewalttätige Szene wirklich notwendig ist.

Im Verlauf wird deutlich, worauf sie hinaus will.

Es geht um Erwachsene, die sich an Jugendlichen vergreifen, um Macht, um die Wirkung von Drogen und das Entstehen von Sucht, um Schuld, Missbrauch und Ohnmacht. Richtig schwere Kost.

Ich war ehrlich beeindruckt von Karin Slaughters einfühlsamer Beschreibung der Fixerin Callie, dem Psychogramm von Verstrickung und Schuld unter Geschwistern und dem ungeheuer rasanten Spannungsbogen dieser Story.

Natürlich ist ihr Bösewicht sehr, sehr böse. Aber man ahnt, dass er nur deshalb so lange sein Unwesen treiben kann, weil gesellschaftliche Konventionen ihn schützen wie sie auch sein Untier von Vater lange vor Konsequenzen bewahrt haben. Dass all dies nur möglich war, weil es eine Tradition des Wegschauens und Verharmlosens von sexuellen Übergriffen gab und gibt.

Ein Mord wiegt angesichts der Untaten nicht ganz so schwer. Die LeserIn ist ganz auf der Seite der zurückschlagenden Opfer.

Ist das gut? Keine Ahnung. Moralische Bedenken könnte ich durchaus verstehen. Aber andererseits gab es womöglich noch nicht genügend weibliche Racheengel und es herrscht noch Nachholbedarf, bevor wir alle zu besseren Menschen werden.

Die Lektüre verschafft mir eine Art grimmiger Befriedigung. Das Böse wird bestraft. Und die Autorin versteht es wirklich die atemlose Spannung bis zum Ende hin zu halten.

Ein echter Pageturner.