Emotionaler Thriller

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fredhel Avatar

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Wieder einmal konnte mich Karin Slaughter mit einem Gänsehaut-Thriller fesseln.
Callie und Harleigh sind zwei einander sehr eng verbundene Schwestern, die eine schreckliche Jugend bei einer psychisch gestörten Mutter verbracht haben. Sie entwickeln sich sehr gegensätzlich, obwohl beide Gewalt und Missbrauch ausgesetzt waren, wie die eingeschobenen Rückblenden erzählen.
Nun ist Leigh, wie sie sich nun nennt, eine sehr erfolgreiche Anwältin geworden. Privat läuft es nicht so gut. Die schwere Kindheit hat sie in Selbsthass und Beziehungsunfähigkeit getrieben. Die Ehe mit einem wunderbaren Mann konnte deswegen nicht funktionieren.
Die kleine Schwester Callie hat den Weg der Selbstzerstörung mittels Alkohol und Drogen gewählt. Auch wenn Leigh bei ihren Rettungsversuchen beinahe selbst daran zerbricht: Die Liebe und die gegenseitige Verantwortung bleiben davon unberührt.
Das ist die Situation, in der man Anteil am Geschehen nimmt. Leigh soll eine Verteidigung übernehmen, die ihre gesamte Karriere enorm pushen könnte.
Doch ihr Mandant ist wie ein bösartiger Geist aus der Vergangenheit. Jemand, der sie quälen und ihre Familie vernichten will.
Psychologisch ist die Handlung wunderbar gestrickt. Man bekommt tiefe Einblicke in die gegensätzlichen Abhängigkeiten, aber auch in die dunkelsten Abgründe einer psychotischen Seele. 
Man leidet mit den Schwestern, die sich aus den Verstrickungen zu befreien suchen, und man erschrickt vor den Taten, die ein Mensch für seine Liebsten zu begehen bereit ist, wenn er in die Ecke gedrängt wird.
Sprachlich kann Karin Slaughter auch wieder trumpfen. Die Spannung bleibt erhalten, auch wenn sie auf billige Cliffhanger verzichtet. Sie erzählt abwechselnd aus dem Blickwinkel der Schwestern. So erschließt sich erst häppchenweise der grausame Plan des Mandanten. Auch in den ruhigen Szenen bleibt auch für den Leser das unterschwellig lauernde Grauen bestehen.
Ein dickes Buch, viel Inhalt, viel Nervenkitzel. Das bedeutet von mir uneingeschränkte Leseempfehlung nicht nur für Slaughter-Fans.
Ich danke dem Verlag für das Rezensionsexemplar.