Familiendrama

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yellowdog Avatar

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Karen Slaughters Romane sind wegen viel Gewalt oftmals problematisch. In dem umfangreichen Roman Die falsche Zeugin sind die anfänglichen Vergangenheitspassagen beklemmend. Interessant ist der heutige Handlungsrahmen, als die Anwältin Leigh die Verteidigung des Vergewaltigers Andrew übernimmt. Ein moralisches Dilemma,aber als Anwältin muss man damit fertig werden. Doch dann stellt Leigh fest, dass Andrew ein Teil ihrer eigenen Vergangenheit darstellt, die durch eine Gewalttat geprägt wurde. Jetzt ist das ganze sehr persönlich.
Als Leser steht man auch im Zwiespalt. Leigh ist keine Figur, mit der man bedingungslos einverstanden sein kann.Sie hat Geheimnisse..Aber vielleicht macht sie gerade das interessanter als konventionelle Romanhelden.
Für sie spricht auch ihre Besorgnis um die Schwester Callie und die Liebe zu ihrer Tochter Maddie.
Die Passagen, in denen Callie im Mittelpunkt steht, sind gut gemacht. Überhaupt ist die Verbundenheit der Schwestern spürbar.

Die Handlung ist ganz zeitgemäß angelegt, also mit Pandemie und Maske tragen. Auch MeToo wird thematisiert.

Der Roman leidet ein wenig darunter, dass man Leigh Geheimnis schon sehr früh erfährt und dass es das psychologische Duell zwischen den Protagonisten woanders schon überzeugender gab.

Dennoch mochte ich das Buch.Es ist ein ordentlicher Thriller und nach meiner Lesart vor allen ein packendes Familiendrama.