Psychologisches Katz- und Mausspiel

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Karin Slaughter - ein Name, der Spannung garantiert!
„Belladonna“ habe ich gleich 3x gelesen, deshalb war ich sehr gespannt, ob ihr neuestes Buch würde mithalten können.

Die Dicke des Buchs habe ich als etwas abschreckend empfunden und beim lesen habe ich zwischendurch tatsächlich gedacht, dass man das ein oder andere hätte weglassen können, um nicht zu sehr auszuschweifen und die Geschichte zu lang werden zu lassen. Aber langweilig wurde es nie.

Die Autorin schrappt zwar manchesmal an der Grenze zur Glaubwürdigkeit, bekommt aber immer noch die Kurve.
Die Charaktere sind allesamt intensiv und eindringlich, manche dabei absolut liebenswert, wieder andere wirken beim lesen äußerst beklemmend und ich habe mich regelrecht unwohl gefühlt, wenn sie die Szenerie betraten. Das war allerdings ein gutes Unwohlsein, die Art von Schauer, die einem bei einem guten Thriller den Rücken runterlaufen sollte. Und die Bezeichnung „Thriller“ hat sich dieses Buch redlich verdient. Dabei ist es eine tolle Mischung aus Psychothriller und Action, denn die Autorin schreckt auch vor Gewalt und verbaler Direktheit nicht zurück, auch hier oftmals hart an der Grenze. Das Hauptaugenmerk liegt letztlich aber auf der Spannung und die wird nach und nach immer weiter angezogen, bis sie sich in einem der Geschichte würdigen Showdown entlädt. Bis dahin werden die Leser in ein perfides Katz- und Mausspiel verwickelt, dem sie sich nicht entziehen können.

Nebenbei wurden von der Autorin auch aktuelle Themen wie das Corona-Virus und die Gleichstellung der Frau eingestreut, das hat mich manchmal etwas genervt (obwohl ich selbst eine Frau bin). Mich hat das immer etwas von der eigentlichen Geschichte abgelenkt und auch wenn es wichtige Themen sind, möchte ich in der Bücherwelt manchmal einfach etwas Abstand vom Alltag haben, was schwer wird, wenn dann auch im Buch immer wieder von Masken, Mindestabstand etc die Rede ist. So war mir das entfliehen aus der Realität nicht immer möglich.
Im Nachwort ist aber zu lesen, dass die Autorin diese Themen ganz bewusst hat einfließen lassen, weil es ihr wichtig war. Das widerum gefällt mir.

Insgesamt kann ich dieses Buch von ihr nur empfehlen, auch wenn es nicht immer so leicht „wegzulesen“ war. Es war aber auch nicht leicht wegzulegen, weil es so spannend war und man Leigh und Callie unbedingt zur Seite stehen wollte. Also: kaufen und lesen! Und vielleicht sind Sie ja in der Lage, einen Lieblingsprota zu finden. Ich habe mich gleich in mehrere verliebt und hadere immer noch mit mir, wer letztendlich mein Favorit ist. Und das, obwohl ich das Buch schon vor ein paar Tagen beendet habe. Nachhaltig ist es also auch ;-)