tolle Plotidee – sehr enttäuschende Umsetzung

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
jojo_95 Avatar

Von

„Die falsche Zeugin“ von Karin Slaughter war für mich der erste Thriller der Autorin und wird vorerst auch mein letzter sein. Ich hatte schon sehr viel Gutes von der Autorin gehört, unter anderem, dass sie einen sehr packenden Schreibstil hat, genau weiß, wie man Spannung aufbaut und auch recht brutal schreibt bzw. sehr detailliert Brutalität und Gewalt beschreibt. Zu meiner Enttäuschung konnte ich absolut nichts davon in diesem Werk vorfinden.

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, war sehr neugierig darauf und versprach mir von diesem Thriller sehr viel. Leider kam ich von Anfang an nicht in die Geschichte rein, was an vielen verschiedenen Punkten lag (den Charakteren, dem Schreibstil, der Plotgestaltung) und sich auch zum Ende hin nicht wirklich verbesserte. Während am Anfang die Charakterkonstellation bei mir für ziemlich viel Verwirrung sorgte, sorgt nach der Entwirrung dieser dann die einzelnen Charaktere selbst für Verwirrung, da ich sie weder sympathisch fand noch irgendwie ihrer Handlungen verständlich oder in irgendeiner Weise nachvollziehbar für mich waren. Und je weiter die Geschichte voranschritt desto unsympathischer wurden mir die Charaktere, insbesondere die Protagonistinnen Leigh und Callie. Auch mit dem Schreibstil bin ich nicht warm geworden, zwar wurde für die Handlung eine passende Sprach verwendet, aber insgesamt wirkte alles sehr holprig und einfach nicht fertig. Die ständigen Aufzählungen und unterbrochenen/abgehackten Sätze haben nicht nur meinen Lesefluss erheblich gemindert, sondern auch meinen Lesespaß sehr negativ beeinflusst. Was mich jedoch am meisten genervt und sehr gelangweilt hat war die Umsetzung / der Umgang mit der Plotidee. Die Idee rund um den Kindesmissbrauch, dem daraus resultierenden Mord und jemanden der die Protagonistinnen deswegen erpresst etc. hat mir wirklich sehr gut gefallen und hat mich neugierig auf diese Geschichte gemacht. Leider bekommt die eigentliche Plotidee auf fast 600 Seiten nur wenig Raum und stattdessen wird viel den Themen Corona und Drogen/Drogenmissbrauch viel zu viel Raum gegeben und vieles davon immer und immer wieder wiederholt wird. Wer genau wissen will wie sich Corona auf unser Leben ausgewirkt hat/auswirkt und vor allem was Heroin im Detail mit dem Körper, Gehirn und Geist anstellt, der kommt hier auf seine Kosten. Wer allerdings erwartet, dass sich die Geschichte hauptsächlich um den eigentlichen Plot dreht, der wird enttäuscht. Was mich aber noch viel mehr gestört hat waren die Rückblenden. Generell habe ich nichts gegen Rückblenden und finde, dass sie Geschichten oft sehr gut unterstützen, verständlicher machen und dadurch noch einmal eine besondere Form der Spannung integriert wird. Als sehr störend und spannungshemmend habe ich sie allerdings in diesem Buch empfunden, da die Rückblenden nicht in eigenen Kapiteln erfolgten, sondern oft aus dem Nichts mitten in einem Kapitel der Gegenwart auftauchen, was für sehr viel Verwirrung und Missverständnisse sorgte.

Leider hat mich das Lesen dieses Thrillers sehr gelangweilt und ich konnte aus den obengenannten Gründen einfach nicht in die Geschichte und Lesespaß am dieser finden. Da mir die Plotidee aber generell sehr gut gefallen hat und es zum Glück zum Ende hin noch ein wenig spannender und rasanter wurde (auch wenn das Ende absolut vorhersehbar war) möchte ich dem Thriller „Die falsche Zeugin“ von Karin Slaughter noch lieb gemeinte 2 von 5 Sterne geben. Eine gezielte Empfehlung kann ich daher leider nicht aussprechen und so schnell werde ich vermutlich auch kein zweites Werk von ihr in die Hand nehmen. Ich denke aber, dass der Tag noch kommen wird an dem ich das tue, denn eine gute und interessante Plotidee hatte sie ja und ich könnte mir vorstellen, dass ihr die Umsetzung in anderen Werken vielleicht besser gelungen ist.

Für mich war dieser Thriller aber leider eine große Enttäuschung.