Leider sehr enttäuschend und trivial

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
scarletta Avatar

Von

Welche Auswirkungen kann eine einzige moralisch fragwürdige und schwerwiegende Entscheidung auf das zukünftige eigene Leben und das anderer Menschen haben? Wie kann man mit seiner Tat und seinen Gewissenbissen weiterleben? Das sind eigentlich interessante Fragen, die Clara Maria Bagus in ihrem Roman stellt.

Der Kinderwunsch des Ehepaars Jules und Louise endete bereits mehrere Male mit Fehl- und Totgeburten, sowie dem Verlust eines Kindes kurz nach der Geburt. Der Richter Jules mag seine Frau nicht länger leiden sehen. Um ihr die letzte Chance auf ein gesundes Kind zu ermöglichen, durchbricht er alle Schranken.

Im Geburtshaus arbeitet die Kinderkrankenschwester Charlotte, die ohne amtliche Genehmigungen den Halbwaisen und von seiner Mutter verlassenen kleinen Antoine zu sich genommen hat. Dies nützt der verzweifelte Jules aus und erpresst sie, im Geburtshaus, zwei Neugeborene zu vertauschen. Das eine ist seine kleine schwächliche Tochter, die er dem Tode geweiht glaubt, das andere die gesunde Tochter eines ausländischen Ehepaares.

Getrieben von Gewissensnöten und der Sorge um ihren Ziehsohn flieht Charlotte umgehend mit dem Jungen und verlässt ihre Heimat endgültig. Beide lassen sich weitab in einem Land im fernen Osten nieder, wo sie sich eine sichere Existenz aufbauen können. Ob Antoine jemals seine Mutter Marlene wiedersehen wird? Auch Charlotte ahnt noch nicht, dass sie einem der vertauschten Kinder näher ist als gedacht.

Glücklich wird Jules mit seiner verwerflichen Tat nicht. Zwar kann sich seine Frau endlich eines Kindes erfreuen, aber die Tat quält ihn fortan. Das Ehepaar entfremdet sich dadurch zusehends in den Folgejahren.

Doch wenn auch die Entfernungen groß sind, alle Protagonisten werden von ihrer Vergangenheit durch eine große Anzahl von Zufällen und schicksalsgetränkter Wendungen eingeholt. Endlich können Versäumtes nachgeholt, begangene Verfehlungen geheilt, Lieben ausgelebt und Wunder durchgeführt werden.

Fazit:
Ins Auge sticht sofort das positive, farblich warme, glänzende Buchcover. Es verleitet gleich, das Buch in die Hand zu nehmen. Die leuchtenden Farben, die glitzernden Vögel strahlen etwas Zuversichtliches aus. Das sehr ansprechend entworfene Buchcover sowie der aufmunternde Titel versprechen leider mehr, als der Inhalt des Romans bieten kann. Schade.

Die Erzählung schwebt bezüglich Zeit und Ort im diffusen Ungewissen, da keine eindeutigen Angaben dazu in der Handlung zu finden sind. Da Dampfschiff und Zug als Reisemittel erwähnt werden, kann man vielleicht den Anfang des 20. Jahrhunderts annehmen. Sämtliche Vornamen stammen eher aus dem französischsprachigen Raum. Der zweite Handlungsort ist irgendein Land im Fernen Osten.

Für meinen persönlichen Geschmack ist die Geschichte sehr einfach und trivial gestrickt. Mich störte beim Lesen, dass die Zahl unglaubwürdiger Zufälle, die die Handlung vorantreiben, im Verlauf zunahm.
Der Schreibstil der Autorin bleibt dauerhaft auf einem eher pathetischen und melodramatischen Niveau. Der stets die Handlung begleitenden Lebensweisheiten und philosophischer Einschübe wurde ich zunehmend überdrüssig.

Leider blieb die Darstellung der Charaktere eher flach und konturlos. Eine Identifikation oder emotionale Hinwendung zu den farblosen Protagonist*innen war mir kaum möglich. Für mein persönliches Empfinden wird die Handlung gegen Ende immer abstruser und unrealistischer, so dass ich eher Abstand nahm.