zu viel des Guten

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sophia60 Avatar

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Ich habe lange mit mir gerungen, wieviel Sterne ich diesem Roman von Clara Maria Bagus geben soll, aber letztendlich läßt mir meine Enttäuschung keinen Spielraum. Zwei Sterne für die Idee und die schöne Sprache. Auch der Anfang mit der dramatischen Szenerie, in der ein kleiner Junge von seiner Mutter unter widrigsten Umständen verlassen wird, war sehr nahegehend und emotional beschrieben. Aber das wars auch schon. Die ungeheuerliche und absichtliche Kindesvertauschung, wie im Klappentext angedeutet, deutete auf eine spannende Romanhandlung hin. Doch sämtliche Charaktere sind so vollkommen unrealistisch beschrieben, viele scheinen "hocherleuchtet" und geben ständig Lebensweisheiten von sich.
Von Seite zu Seite entwickelt sich der Roman immer mehr zu einem verkitschten, klischeebelasteten psychologischen Ratgeber; irgendwann war es mir wirklich "zu Viel des Guten".
Weder die Handlungsorte ( ein Land im Westen , ein Land im Osten) noch der Zeitraum werden irgendwie bestimmt, so dass von Mittelalter bis zur Jetztzeit alles möglich sein kann. Und alle Menschen sprechen scheinbar die gleiche Sprache. Der vollkommen unrealistische Schluß passt dann wieder zu dem verschwurbelten Weltbild, das anscheinend vermittelt werden soll.
Meine Empfehlung: wenn sie Sprüche für Glückskekse brauchen oder einen Spruchkalender mit "Weisheiten" füllen wollen, werden sie bei diesem Buch auf jeder Seite fündig. Ansonsten können sie sich die Lektüre getrost sparen.