Eine Frau kämpft um ihren Traum

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marakkaram Avatar

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** Sprüche wie diese hatte ich besonders im ersten Semester öfter gehört, bis sich die Jungen an die Tatsache gewöhnt hatten, dass Frauen nicht an der Universität waren, um sich einen Bräutigam zu suchen. **

Berlin 1926: Schon als junges Mädchen hat Sophie eine Creme gegen ihre unreine Haut hergestellt und als Tochter eines Drogeriebesitzers, ist sie mittlerweile eine der wenigen Frauen, die studieren. Doch der Plan einmal das Familiengeschäft zu übernehmen ist schnell ausgeträumt, denn sie verliebt sich in ihren verheirateten Dozent und wird schwanger. Von ihrem Vater vor die Tür gesetzt, kommt sie bei ihrer Freundin Henny unter. Und als die Nackttänzerin ein Engagement in Paris bekommt, nimmt sie Sophie kurzerhand mit. Ein Neuanfang der sich schwieriger gestaltet als gedacht. Findet sie einen Weg Helena Rubinstein von ihrer Creme zu überzeugen?

Was für ein fesselnder Auftakt!

Ich lese Corina Bomann ganz gern, aber mit "Die Farben der Schönheit" hat sie sich selbst übertroffen. Für mich ihr bislang stärkster Roman.

Er ist unglaublich facettenreich, mit interessanten Schauplätzen und Menschen und überzeugt durch einen spannenden Mix aus gut recherchierter Historie eingebettet in einer fiktiven Geschichte.

Sophia war mir sofort sympathisch und man verfolgt ihren Weg ganz gebannt. Vielleicht ist sie anfangs ein wenig naiv, aber sie hat Rückgrad, ist mutig und sie bleibt sich treu. Auch ihre Freunde und Wegabschnittsgefährtinnen sind mit viel Herzblut und Liebe zum Detail bzw. Charakter ausgearbeitet. Das spürt man, das macht Spaß und dadurch kommen sie unheimlich authentisch rüber. Genauso die realen Personen wie Josephine Baker, Helena Rubinstein mit ihrem Mann und dem berühmt-berüchtigten "Puderkrieg" mit Elizabeth Arden sind gut recherchiert und absolut glaubwürdig geschildert.

Dazu ein lebendiger Schreibstil, der das Flair der goldenen 20-iger perfekt transportiert. Die Sprache ist sehr angenehm, schnörkellos und flüssig, man wird quasi in und durch 540 Seiten gesogen. Am liebsten hätte ich gleich mit dem zweiten Band weitergemacht.

Fazit: Ein großartiger, fesselnder und facettenreicher Roman über eine Frau Anfang des 20. Jahrhunderts, die ihren Weg geht. Mein Lesehighlight und ganz klare Empfehlung!