Wie schade, dass jetzt Ende ist

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elke seifried Avatar

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Ich verfolge Sophias Geschichte schon seit Beginn gebannt und war deshalb sehr gespannt auf den Abschluss der Trilogie.

Wieder einmal knüpft der Teil direkt an den letzten, in dem ihre Freundin Henny, endlich den Fängen ihres kriminellen Geliebten in Paris entkommen, bei Sophia in New York angekommen und in deren Wohnung zusammengebrochen ist, an. Die ersten Seiten heißt es nun für Sophia in erster Linie sich um Henny und deren Drogenentzug zu kümmern, was sie jede Menge Kraft kostet. Die gibt ihr aber Darren, mit dem sie eine erfüllte Partnerschaft führt und der Sophia in ihrem Wunsch ihr Chemie Studium abzuschließen nach Kräften unterstützt. Um dieses leichter finanzieren zu können, die Entzugsklinik von Henny hat schließlich auch ein kleines Vermögen verschlungen, beschließt Sophia Helena Rubensteins Angebot, wieder bei ihr zu arbeiten anzunehmen. Ins Labor zurückkehren, wie erhofft, lässt sie diese jedoch nicht, sie möchte sie und ihre guten Ideen bei sich im Büro an ihrer Seite haben. Haben Sophia und Darren mit einer Blitzhochzeit versucht zu verhindern, von Helena Rubinstein solch widersinnigen Klauseln, wie nicht zu heiraten gestellt zu bekommen, weiß diese jedoch auch andere Wege, sie von sich abhängig zu machen. Ein Arbeitsvertrag über zehn Jahre, und dazu die Finanzierung des Studiums, »Aber warum gerade Chemie? Und wenn Sie nun ein Wirtschaftsstudium begännen? Ich würde es Ihnen finanzieren.« Ihren Traum will Sophia aber nicht aufgeben und so heißt es letztendlich, »Was Sie neben der Wirtschaft studieren, ist mir egal«, erwiderte sie eisig. »Studieren Sie Chemie, wenn Sie die Zeit dazu haben! Aber an den Nachmittagen, wenn Sie keine Vorlesungen haben, erwarte ich Sie hier. Sie werden mir helfen, Arden und jeden anderen, der meine Position gefährdet, aus dem Rennen zu werfen. Dafür finanziere ich Ihr Studium. Sie mögen es vielleicht noch nicht sehen, aber ich weiß, dass Sie dazu das Zeug haben.«

Als Leser muss man nun mit Sophia alles geben, um der Belastung von zwei Studienfächern und einer Arbeit, die sie sehr fordert, standzuhalten. Zusätzlich gilt es damit fertig zu werden, dass Darren und sie wohl keine gemeinsamen Kinder bekommen werden können, denn nicht nur Louis haben sie ihr im Pariser Krankenhaus genommen, sondern auch den Kaiserschnitt verpfuscht. Dass sich Sophia in Arbeit stürzt, belastet die Ehe zudem, da mag Darren noch so ein liebevoller Mann sein, bzw. gewesen sein, denn er zieht sich immer mehr zurück, bis er dann irgendwann heißt. „Dort stand er, als hätte er nur auf mich gewartet. Ich taumelte zurück und schüttelte ungläubig den Kopf. Darren steckte in der grüngrauen Uniform der U.S. Army. »Ich habe mich freiwillig gemeldet«, erklärte er unnötigerweise.“, und er in den Zweiten Weltkrieg zieht.

Sophia muss wieder einige Schicksalsschläge einstecken und man erlebt mit ihr zahlreiche bewegende Momente. Wird Darren den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überleben, wenn ja, werden die beiden ihre Ehe retten können, wird sich Sophia mit ihrem Vater aussöhnen, wird sie ihren Sohn Luc tatsächlich ausfindig machen und wenn ja, wie wird sich ein Treffen mit ihm entwickeln? Das wird natürlich nicht verraten, sind es doch genau diese Fragen, die nach Antworten suchen, und die mich regelrecht ans Buch gefesselt haben.

Im letzten Teil verbringt man gemeinsam mit Sophia die Jahre 1934 bis 1946 und erhält nicht nur einen tiefen Einblick in ihre private Gedanken- und Gefühlswelt, sondern erlebt mit ihr auch den gut recherchierten historischen Hintergrund der 30er und 40er Jahre. So darf man mit ihr nicht nur auf der Weltausstellung glänzen, sondern muss mit ihr auch den Beginn und den Verlauf des Zweiten Weltkrieges miterleben. In der Kosmetikbranche läuft natürlich der legendäre Puderkrieg zwischen Helena Rubinstein und Elizabeth Arden weiter auf Höchsttouren und auch der aufstrebende Stern Estée Lauder beginnt zwischen die Fronten zu geraten. Für Sophia heißt es also auch hier Entscheidungen zu treffen, denn nach zehn Jahren heißt es „Wir können immerhin selbst entscheiden, ob wir uns zu Fußsoldaten machen lassen oder nicht.“

Der einnehmende Erzählstil der Autorin hat mich wieder einmal sehr gefesselt und ich bin, spätestens nachdem Henny ihren Entzug hinter sich hat, völlig in der Geschichte versunken. Das Spiel aus amüsanten Szenen, herzerwärmenden und dann aber auch wieder Schreckensnachrichten, lässt eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle zu. Die tollen Beschreibungen lassen das Kopfkino laufen und man glaubt fast, selbst mit dabei sein zu dürfen. Hoffnungen, Fragen, die nach einer Antwort suchen, Corina Bomann weiß auch wie man Spannung schafft und die angenehm kurzen Kapitel sorgen zudem dafür, dass die Geschichte im Verlauf immer mehr Fahrt aufnimmt.

Ich lebe und leide mit, der so authentisch, lebendig und warmherzigen, Sophia ja schon von Anfang an mit und habe sie sehr über das Wiedersehen und ihr Glück mit dem sympathisch, einnehmenden Darren gefreut. Alle Charaktere sind grandios gezeichnet, nicht zuletzt auch eine Helena Rubinstein, die dieses Mal wieder die eiskalte Geschäftsfrau perfekt verkörpert, aber auch einen ganz kleinen Blick hinter die Fassade erlaubt. Besonders gut gefällt mir auch, dass sich alle Mitspieler in der Trilogie auch liebevoll und realistisch weiterentwickelt haben.

Alles in allem ist der Autorin mit „Sophias Triumph“ ein bewegend, emotionaler Abschluss einer Trilogie, die sich nicht nur um Kosmetik und Schönheit, sondern vor allem um das Schicksal der hervorragend gestalteten Protagonistin Sophia dreht, gelungen. Fast schon mit einem tränenden Auge heißt es nun leider Abschied nehmen von einer wunderbar erzählten Geschichte. Von mir gibt es da ganz klar fünf Sterne.