Zeitenwende

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"Die Farbe des Feuers" wirft einen bei der Lektüre in eine spannende Situation, eine Zeitenwende für Frankreich und eine für die Familie Péricourt. Hier ist der Patriarch gestorben, hinterlässt eine Lücke im Land und in der Familie, wobei der Konflikt sich zunächst in der Familie aufbaut: Die enttäuschten nachkommen scharren mit den Hufen und sehen die in ihren Augen ungenügenden Erben: einen stotternden Krüppel und seine Mutter - eine Frau! Man darf sich darauf freuen, wie die Zeitenwende in der Familie Péricourt die Stärken und Schwächen der Charaktere aufbrechen wird. Und wie die Protagonisten die dräuende Zeitenwende in Frankreich nutzen werden: Die schwachen Regierungen vor und unter Lebrun, die Verwerfungen gegenüber dem Nachbarn Deutschland (Poincaré, Daladier, Briand) und die innenpolitischen Erdrutsche, etwa durch Leon Blum.

Als großer Freund der Literatur von Irène Némirovsky freue ich mich auf diesen Roman eines vergehenden Frankreichs der Dritten Republik, der Ängste und Nöte der ganzen Gesellschaft und schweren Schattend er europäischen Katastrophe, die das nationalsozialistische Deutschland heraufbeschwor.

Prima Satz: "Diese Frau, die an Busen, Hintern und Geist beschränkt
war, betrachtete Charles als außergewöhnlichen Menschen." Das hat mir - neben der turbulentesten Beerdigung seit dem "Paten" hervorragend gefallen.