Am eigenen Anspruch gescheitert?

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
heinoko Avatar

Von


Eigentlich klingt der Aufbau dieses Romans nach einem literarischen Geniestreich. Eigentlich versprechen Cover, Inhaltsangabe und das Renommé des Verlags ebenfalls Außergewöhnliches. Und doch wage ich zu behaupten, dass die australische Autorin an ihrem eigenen Anspruch gescheitert ist.

Der Handlungsinhalt lässt sich ganz minimalistisch zusammenfassen: Drei völlig unterschiedliche Frauen, sowohl was Alter, Beruf und Bildung betrifft, sehen ein (ebenso minimalistisches) Theaterstück, während vor der Stadt Buschbrände wüten.

Die kollektive und individuelle Wahrnehmung von Samuel Beckett’s Stück „Glückliche Tage“ in seiner handlungsarmen Inszenierung bildet sozusagen die Assoziationsgrundlage dieser drei Frauen. Über die Buchseiten hinweg öffnen sich anhand ihrer jeweiligen Gedanken, Erinnerungen, Befürchtungen und Beobachtungen die individuellen Lebenssituationen, Erfahrungen und Einstellungen. Margot, die ältere Literaturprofessorin, Summer, die junge Platzanweiserin und Ivy mittleren Alters mit einem nicht verarbeiteten Trauma verlieren sich in ihren individuellen Rollen, die sie in ihrem eigenen Leben spielen, um nicht unterzugehen.
Umrahmt ist dieses Gedankenkonvolut von dem wichtigsten aller Themen, weit weg von dem ständigen Um-sich-selbst-Kreisen, nämlich dem Klimawandel, indem die gefährlich nahgerückten Buschbrände eine unausweichliche Hitze auslösen und dennoch nicht wirklich ins Bewusstsein dringen.

Der Roman beinhaltet eine Fülle von Themen, die jedoch nicht in die Tiefe gehend bearbeitet werden. Im zugegeben sehr schönen Sprachstil geschrieben, machte sich in mir dennoch zunehmend Langeweile breit, weil mir letztlich als Ergebnis der 240 Seiten zähen Lesens der Erkenntnisgewinn fehlte, bei den Protagonistinnen ebenso wie bei mir.