Beckett, Feuer und Mutterschaft

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In Claire Thomas' „Die Feuer“ sehen sich drei Frauen ein Stück von Beckett an: Margot, Ivy und Summer. Margot ist eine erfolgreiche Professorin, Ivy eine ehemalige Studentin von Margot, die unverhofft zu Reichtum gelangte, und Summer ist eine junge Studentin, die ebenfalls ein Seminar von Margot besucht hat. Sie sitzen im kühlen Theaterraum und versuchen dem Stück zu folgen, während draußen Buschfeuer wüten, die Landschaften zerstören und Menschenleben bedrohen. Die Auseinandersetzung mit der Aufführung und dem Feuer beeinflussen die Frauen stark, so dass sie ihr Leben auf neue Weise reflektieren.

Margot als erfolgreiche Professorin reflektiert ihre Mutterschaft, die ihr nicht leicht gefallen ist, die Distanz zu ihrem Sohn und die beginnende Demenz ihres Ehemanns. Auch bei Ivy dreht es sich ums Muttersein: sie hat vor kurzem ihr zweites Kind entbunden, nachdem ihr erstes auf tragische Weise ums Leben kam. Summer hingegen beschäftigt sich stark mit ihrer Herkunft, ihrer Beziehung zu April und ihren Ängsten, die ihr ständig begegnen, wie aktuell die Sorge um April und ihre Familie, deren Haus von den Flammen bedroht ist. Während der Pause der Aufführung begegnen sich die drei Frauen. Im anschließenden Akt gelangt jede Frau zu neuen Einsichten oder zu einer wichtigen Entscheidung.

Claire Thomas verwebt die Aufführung und die Feuer geschickt mit den Erfahrungen der drei Frauen, so dass ein dichter Teppich an Eindrücken entsteht. Jeder Frau wird abwechselnd ein Kapitel gewidmet. Als Leser begegnet man drei Schicksalen, die sicher auch für sich jeweils einen Roman hätten füllen können. Dank der direkten, unbeschönigten Art, in der jede Frau über sich nachdenkt, lernt man die Charaktere und ihre Herausforderungen schnell kennen. Die Frauen begegnen sich zunächst nicht, sondern es wird im Wesentlichen ihr innerer Monolog geschildert, der sich vor allem mit ihrer unmittelbaren Situation im Theater und vergangenen Lebensphasen beschäftigt. Obwohl es kaum Handlung gibt, außer auf der Bühne, wird der Roman an keiner Stelle langweilig, da von außen stets neue Reize eingegeben werden, die die Frauen erneut zum Nachdenken, Erinnern und Reflektieren anregen. Ein sehr gelungener Roman!