Beeindruckend

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gaby2707 Avatar

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Im Theater in Melbourne läuft das Stück „Glückliche Tage“ von Samuel Beckett. Die Menschen in der Stadt quälen sich mit der brütenden Hitze ab und draußen, nicht weit entfernt, toben die Waldbrände.
Drei australische Frauen: Margot ist Anfang 70, weit über 40 Jahren mit John verheiratet und Mutter von Adam, der schon 42 ist. Summer ist 22 und arbeitet neben ihrem Schauspielstudium hier im Theater als Platzanweiserin. Sie lebt mit der Tätowiererin April zusammen. Und Ivy, Anfang 40, ebenfalls verheiratet, unterstützt als Kunstmäzenin mit ihrer Stiftung auch dieses Theater. Die drei Frauen stecken in ganz unterschiedlichen Situationen in ihrem Leben fest und schauen sich das Stück an. Ihre Gedanken schweifen ab, lodern auf, wie die Flammen im Busch, brechen in sich zusammen um an derer Stelle wieder aufzuflammen. Und diese drei Frauen treffen in der Theaterpause aufeinander.

Als erstes: Ich habe es für mich als sehr hilfreich empfunden, dass ich mich noch vor Beginn der Geschichte mit dem Theaterstück um Winnie und Willie nochmal auseinander gesetzt habe. Es hat beim Verstehen einzelner Sequenzen sehr geholfen.
Claire Thomas widmet sich den drei Frauen nur während der kurzen Zeitspanne ihres Theaterbesuchs. Diese kurze Zeit füllt sie sehr intensiv mit den Betrachtungen und den Gedanken der Protagonistinnen, ihren Ängsten und Sorgen, und der Einblicke ins Theaterstück, das diese Gedanken verbindet. Mittendrin immer Winnie, die Protagonistin des Theaterstückes. Ich stecke mittendrin im Kopf von Margot, Ivy und Summer und versuche mich gemeinsam mit ihnen ihren Ängsten, vor allem die Zukunft betreffend, zu stellen.
Mit dem Feuer vor den Toren der Stadt wird ein ganz aktuelles Thema angesprochen, die Klimakrise. Aber auch Krankheit im Alter, Gewalt in der Ehe, Rassismus, Vorurteile, die Stelle der Mutter und die Kunst werden thematisiert und analysiert.
Mir hat besonders das kurze Aufeinandertreffen der drei Frauen gefallen, das dafür gesorgt hat, dass sie beginnen umzudenken und Veränderungen einzuleiten. Da tritt die Einzigartigkeit jeder der Frauen noch mal ein bisserl gestochener zutage.
Mich hat es fasziniert, wie leicht und locker die Autorin es schafft, zwischen den einzelnen Personen und auch zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hin und her zu switschen. Vor allem bietet die Geschichte auch Raum für die eigenen Gedanken, die unwillkürlich aufkommen.
Eine, wie ich finde, sehr kunstvolle Geschichte mit ausgefeilten Persönlichkeiten und einem geschliffenen Schreibstil, der mich fasziniert hat. Was bestimmt zu einem großen Teil der Übersetzung von Eva Bonné zu verdanken ist.