Gedanken- und Theaterspiele

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justm. Avatar

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Ein Theaterstück, drei Frauen und überall vor den Toren der Stadt: Feuer.
Das ist im Grunde die Kulisse von Claire Thomas' "Die Feuer".

Ein, na sagen wir, interessant gewählter Titel, wenn man weiß, daß das Buch im Original "The performance", also "Die Aufführung" heißt, was sehr viel sinniger ist, wenn man bedenkt, daß die gesamte Handlung des Buches während eines nicht näher betitelten Stückes (dank der Figuren- und Autorennennung, aber als "Glückliche Tage" von Samuel Beckett identifizierbar) in einem Theater stattfindet und die Feuer eher Hintergrundkulisse bilden.

Während dieser Aufführung, auf die die Autorin auch immer und immer wieder detailliert eingeht, schlägt sie von dort aus Brücken zu den Gedankenwelten ihrer Hauptfiguren. Es gibt wenig mehr Handlung.
Nur in der Pause des Stückes, wandelt sich die Form des Buches selbst in eine Art Theater-Skript mit Regieanweisungen und tatsächlicher Handlung.
Eine interessante Idee, die aber leider nicht darüber hinwegtäuscht, daß man sich ansonsten ausschließlich in den Köpfen der Figuren befindet. Und das fand ich mit der Zeit eher anstrengend und langatmig, als kreativ.
Dazu kommt, daß es, meines Erachtens nach wichtig wäre, wenn man Becketts Stück bzw. dessen Bedeutung kennt, weil erst dann einiges im Buch eine andere Wirkung erzielt.

Schlimmer noch, fand ich aber die Tatsache, daß mit dem Ende des Stückes auch das Buch endet und man als Leser keinen Abschluß für die Geschichten der drei Frauen bekommt, an deren Gedanken man immerhin über 250 Seiten teilhaben durfte.

Für mich also kein befriedigendes Ende und auch kein durchgehender Lesegenuß.
Leser*innen mit literarischen Ansprüchen mögen hier auf ihre Kosten kommen, für mich war die Art des Buches zwar interessant und irgendwie "neu", aber eine Wiederholung brauch ich in nächster Zeit ganz sicher nicht!