Große Literatur ist nie tot oder überholt. Sie ist immer zeitgemäß weil keiner Epoche direkt untertan.

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Claire Thomas zeigt uns, wie das Leben in Down Under während der großen Waldbrände sein kann. Leben mit der Gefahr, trotzdem Weiterleben, ins Theater gehen, seinem Beruf oder Ausbildung nachgehen. Da passt ein absurdes Theaterstück gerade richtig. Die Regie hat das Stück „Happy Days“ von Samuel Beckett in unsere Zeit verpflanzt und dadurch gezeigt wie zeitlos aktuell die Tragikomödie ist. Wenn Winnie, die Protagonistin im Stück im ersten Akt bis zum Oberkörper in der Erde steckt und nicht mehr handlungsfähig ist, so steckt sie im zweiten Akt schon bis zum Hals in diesem Berg, der sich nun aber in einen Müllberg verwandelt hat. Wenigstens kann sie noch reden während ihr Partner, Willie, nur noch einsilbig antworten kann oder grunzen. Rund um dieses Theaterstück spielen sich andere Dramen im Zuschauerraum ab: Margot, die siebzigjährige Literaturprofessorin lebt mit ihrem dementen Ehemann, der sie malträtiert und schlägt, während sie versucht hat, dies vor ihrem Sohn zu verbergen. Doch nun, während des Stückes, fasst sie den Entschluss, ihrem Sohn ihre Probleme offen darzulegen. Auch an der Uni läuft es nicht so rund für sie. Dann wäre da noch Ivy, reiche Mäzenin und Mutter eines kleinen Jungen. Nach einer Kindheit in Armut hat sie dennoch studiert und eine reiche Erbschaft gemacht. Aber den schweren Verlust ihres Erstgeborenen lässt sie nicht los und manchmal reagiert sie zu heftig, für den Geschmack ihres Mannes. Die dritte Protagonistin, die junge Theaterstudentin und Platzanweiserin Summer sorgt sich um ihre Freundin April die versucht, ihre Eltern aus dem Buschfeuer zu retten. Hinzu kommt ihr Ärger mit ihrer Mutter, die sich weigert, der Tochter ihre Herkunft zu verraten. Diese drei Frauen finden sich in diversen Aussprüchen von Winnie auf der Bühne wieder, werden zum Nachdenken über sich, ihr Leben und ihre Empfindungen und die Welt, die sie umgibt angeregt. Der Twist ist, in der Pause zwischen den beiden Akten des Beckett-Stücks treffen die drei Frauen aufeinander und diese Szene ist auch wie ein Theaterstück in Dialogform dargestellt.
Wenn in Becketts Stück die Sinn- und Hilflosigkeit der eigenen Existenz auf der Bühne thematisiert wird, geschieht im Saal bei Margot, Ivy und Summer ein innerer Wandel. Alle drei Frauen beschließen jede für sich Änderungen in ihren Leben herbeizuführen, sich nicht mehr von den Umständen oder von Mitmenschen (und sei es die eigene Mutter oder der Ehepartner) bestimmen zu lassen. Und Ivy will die Verbindung zu Margot, ihrer ehemaligen Literaturprofessorin nicht abreißen lassen.
Das hinreißend schöne und absolut passende Titelbild – elegantes Abendkleid und Hinweis auf die Buschfeuer die rings um Melbourne unkontrollierbar lodern ist ein Hingucker schlechthin.