Titel und Cover haben mich etwas anderes erwarten lassen...

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marcialoup Avatar

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Ein rotes Kleid in einem Frauenkörper, verschwommen verzerrt dargestellt, wie züngeldes Feuer. Ein schönes Cover, passend zum Titel. Man kann sich dazu vieles vorstellen.
Uns wird ein Theaterstück von Samuel Beckett vorgespielt.
In Australien wüten die Feuer und kreisen die Einwohner immer mehr ein, während im Theater die Zuschauer sich sicher fühlen. fern der tatsächlichen Probleme dort draußen. Die Hitze wird durch kühlende Klimaanlagen im Theater verharmlost. Doch das Bühnenstück hat es in sich und weist immer wieder auf die Umweltprobleme hin, die kein Einzelner mehr bewältigen kann.
Margot, Literaturprofessorin, hat das Theaterstück vor über 40 Jahren schon einmal mit ihrem Mann gesehen. Sie erinnert sich nicht mehr an alle Einzelheiten und während der Aufführung fallen ihr zu einigen Bühnenszenen eigene Szenen aus ihrem Leben ein - Erinnerungen, Gedanken, Situationen – laufen wie ein Film neben dem Bühnenstück in ihrem Kopf ab.
Summer, Schauspielschülerin und Platzanweiserin, Anfang 20, zart besaitet, voller Sorgen und Ängste: um ihre Freundin April, um die Feuer, um die Umwelt - die Feuer … Aprils Eltern wohnen in den Bergen, dort wo die Feuer wüten, April wollte zu ihnen. Das beunruhigt und beschäftigt Summer das komplette Bühnenstück über, das sie sich hinten, vom letzten Platz aus, anschaut, natürlich immer zu spät kommend, da sie zuerst ihrer Arbeit als Platzanweiserin nachgehen muß. Ihr Handy ist währenddessen die erwartungsvolle Verbindung zu April.
Ivy, mittleren Alters und ziemlich unzufrieden damit, dass man ihr das mittlere Alter aus Sicht von Jüngeren anmerkt, denn sie fühlt sich ja selbst nicht so.
Drei unterschiedliche Charaktere, die in der Pause zusammentreffen und deren Gespräche den zweiten Teil des Theaterstücks in ihrem Inneren anders ablaufen lassen.
Und dann ist da noch Winnie, die Hauptdarstellerin auf der Bühne, die sich immer wieder in die Aufmerksamkeit der Zuschauer hereinschleicht und sie in die Gegenwart holt, die sie aber auch wieder in ihre eigenen Leben abdriften läßt. Winnie holt die tiefen Erinnerungen der drei Frauen hervor, läßt sie reflektieren. Eckpunkte der Bühnenszenen werden zu Szenen aus dem Leben von Margot, Summer und Ivy. Irgendwann fängt der Sonnenschirm auf der Bühne Feuer – der Sonnenschirm, der gegen die gnadenlose Gluthitze schützen soll, steht in Flammen und das Publikum wird an die Realität erinnert – draußen, die Feuer...

Dieses Buch rüttelt still und leise auf, zerrt auch an unseren Gedanken und unserem Verhalten der Umwelt gegenüber, das zu überdenken ist.