Zu überladen an Themen - mir fehlte dadurch leider die Tiefe

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lia48 Avatar

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INHALT:
An einem Freitagabend wird im Theater ein Stück von Samuel Beckett aufgeführt.
Währenddessen wütet in den nahen Bergen ein Buschfeuer. Es ist ein ungewöhnlich heißer Sommer. „Ascheflockige Luft drückt auf die Stadt.“
Im Theater treffen derweil drei unterschiedliche Frauen aufeinander:

Margot ist Anfang siebzig, Literaturprofessorin und am Ende ihrer Karriere angelangt. Mit ihrer Abo-Karte besucht sie häufiger die Vorstellungen. Heute findet sie die Klimaanlage besonders kalt.
Ihre Gedanken schweifen zu ihrem dementen Mann. Aber auch zu ihrem Sohn und dessen Familie, von denen sie sich in letzter Zeit sehr entfremdet hat...

Ivy hat bereits in der Highschool ihre Liebe zu Beckett entdeckt. Sie ist eine ehemalige Studentin von Margot. Sie erinnern sich beide.
Seit Ivy wohlhabend ist, bekommt sie immer wieder Dinge umsonst. So auch die Freikarten fürs Theater, die sie an diesem Tag mit ihrer Freundin einlöst. Doch nichts hilft ihr über ihren großen Verlust hinweg, der noch immer schwer auf ihr lastet...

Die Anfang zwanzigjährige Summer ist Schauspielschülerin und arbeitet als Platzanweiserin im Theater. So verpasst sie zwar den Anfang der Stücke, kann sie sich dafür aber umsonst ansehen. Ihre Angststörung macht ihr zu schaffen, ebenso wie die Klimakatastrophe und die Frage nach ihrer Herkunft.
Doch heute bereitet ihr ihre Geliebte noch viel größere Sorgen. Diese muss sich ganz in der Nähe des Buschfeuers aufhalten – ihre Eltern wohnen dort. In Summer macht sich langsam aber sicher Panik breit…


MEINUNG:
Ich muss sagen, ich fand die Idee klasse, dass sich drei unterschiedliche Frauen ein Theaterstück anschauen und in der Pause aufeinandertreffen. Dadurch werden sie miteinander verbunden. Das klang nach einer Inszenierung mit sehr viel Potenzial!

Abwechselnd wird man als Leser*in durch die Perspektiven der drei Frauen geführt.
Man bekommt am Rande immer wieder ein wenig vom Theaterstück mit, welches auf mich ziemlich skurril, aber auch etwas einschläfernd wirkte.
Kein Wunder, dass die Protagonistinnen irgendwann mit ihren Gedanken abschweifen. Nach und nach erfährt man mehr aus ihrem (Innen-) Leben.
Es geht u. a. um den Klimawandel, Herkunft, (TRIGGERWARNUNG!) Häusliche Gewalt, plötzlicher Kindstod, Angst, Trauer, Verlust, sexueller Missbrauch, Rassismus, usw. - etwas viel für knapp über 250 Seiten!
Es sind immer nur kurze Bruchstücke. Jede Menge Themen werden angeschnitten, die kurz darauf wieder fallengelassen werden.
Das fand ich so schade! Denn es fühlte sich an, als würde man lediglich an der Oberfläche kratzen. Dadurch fehlte mir die Tiefe, die ich mir sehr gewünscht hätte! Ein Fokus auf weniger, wäre für mich hier definitiv mehr gewesen!

Ich habe lange gebraucht, um in das Buch zu finden. In der Pause, in der die drei Frauen aufeinandertreffen, gibt es eine Besonderheit beim Aufbau des Textes. Dieser ist hier als Theaterstück geschrieben, was mir richtig gut gefallen hat! Da kam Spannung auf und ich war gespannt, wie sich alles weiterentwickeln würde.
Leider hielten dieser Teil und die Spannung nicht allzu lange an. Für mich entwickelte sich dann bald gar nichts mehr weiter, sondern trat auf der Stelle.
Manchmal mag ich ein offenes Enden. Aber komplett offen, ließ mich das Buch hier ziemlich unbefriedigt zurück. Ich war etwas enttäuscht…

FAZIT: Schöne Idee - für mich wollte das Buch jedoch zu viel. Es gab zu viele Themen, wodurch mir die Tiefe fehlte. Auch das Ende war mir viel zu offen. War dadurch leider nicht mein Buch… 2,5-3/5 Sterne!