Die Fallstudie einer traumatisierten Familie (zufällig reich)

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arnoe Avatar

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Taffy Brodesser-Akner hat einen guten Roman geschrieben.
Ausgehend von der Entführung eines Familienmitglieds beschreibt sie das Leben einer sehr wohlhabenden jüdischen Familie, die auf Long Island wohnt.
Die Fletchers haben sich hochgearbeitet, Großvater vor den Nazis nach Amerika geflüchtet, erbaut mit einem guten Patent eine Fabrik, die für den Rest der Familie auch in Zukunft für Wohlstand und Einkommen sorgt.
Wie sehr der Großvater dafür kämpfen musste, wird erst sehr spät im Buch enthüllt.

Es beginnt mit einer Entführung, die glimpflich endet und doch bei nahezu allen Familienmitgliedern für Spuren und Narben sorgt.

So ist es also keine normale Familie, sondern eine Ansammlung von seelischen, emotionalen und geistig angeschlagenen Menschen, deren Schicksal Brodesser-Akner aus den jeweiligen verschiedenen individuellen Perspektiven beschreibt.

Das bleibt, wenn man von einigen sehr deftigen Beschreibungen absieht, die nicht jedermann beim Lesen gefallen werden, stets unterhaltsam und flüssig geschrieben.
Auf über 500 Seiten wird so eine wohl durchdachte Familiengeschichte beschrieben, was mir gut gefallen hat.
Auch die Aufklärung der Entführung wird nicht ausgespart, obgleich auf wenigen Zeilen beschränkt.

Nett auch, dass das vermeintliche Happy End durch den Schlusssatz grandios konterkariert wird.

Jeder der Fletchers wird zu einem Zeitpunkt vom Dibbuk besessen, was wirklich hervorragend umgesetzt wird.

Wer wissen will, wer oder was ein Dibbuk ist, sollte dieses Buch lesen.
Ich kann es nur empfehlen.