Fängt sehr stark an und lässt dann sehr stark nach...
Gerade der Anfang von "Die Fletchers von Long Island" hat mich regelrecht in die Geschichte hineingebeamt, und ich konnte kaum umblättern, so schnell habe ich die Seiten weggelesen. Die Entführung und welchen Apparat von Polizei, Journalismus, Privatleben der Familie oder das Wiederauftauchen von Carl Fletcher in Gang setzt wird im Prolog so rasant und kurzweilig geschildert, dass man kaum zu Atem kommt. Doch dann...
Die Fletchers sind steinreich, besitzen eine Polystyrolfabrik und wohnen in Villen im teuersten Bezirk von Long Island, in Middle Rock. Deshalb ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Reichtum Begehrlichkeiten weckt; der Vater, Carl Fletcher, wird entführt und nach der Zahlung eines Lösegeldes wieder freigelassen. Obwohl schon kurz darauf alles wieder seinen vermeintlich normalen Gang geht, schlägt dieses Ereignis tiefe Wunden und hinterlässt in der ganzen Familie Traumata, an denen die einzelnen Personen mehr oder weniger zu Grunde gehen. Doch durch Zelig Fletcher, den Urahn der Familie, dreht sich der Schluss dann doch noch einmal.
In Taffy Brodesser-Akners Roman folgt man den drei Kindern der Fletchers - Bernard ("Beamer"), Nathan und Jenny, die alle auf ihre Weise mit der Entführung des Vaters klarkommen mussten und müssen, weil die extrem überdominante Mutter Ruth und, vor allem, Großmutter Phyllis (die Mutter von Carl), jedwede Abweichung vom "schönen Schein" verbieten, unterdrücken oder ignorieren. Es gibt keine Aufarbeitung des Vorfalls, ein großer Teil des Lösegeldes bleibt verschollen und jede Person im nähere Umfeld der Fletchers hangelt sich von einer Existenzangst in die nächste, von einer Störung zur nächsten, bis schließlich ganz zum Schluss alles in einem großen Inferno im- und explodiert.
Die Beschreibung der Familie Fletcher mit allen angeheirateten Personen, Cousinen, Neffen, Tanten und so weiter gelingt der Autorin sehr gut, und auf fast jeder Seite merkt man, wie dünn die einzelnen Fäden sind, an denen die einzelnen Biografien hängen. Alles ist dicht miteinander verwoben, und fällt nur ein Steinchen um, fallen alle. Ob es Beamer ist in seiner Drogen- und Sexsucht, bei der er die Entführung des Vaters selbst erleben möchte, um sich dadurch zu befreien, oder Nathan, dessen Phobien und Angstzustände durch die Entführung in ein Maß gesteigert werden, was ihn letztendlich den Job kostet, oder Jenny, die völlig auf sich gestellt, nicht in der Lage ist, ihren eigenen Weg zu finden und sich deshalb radikalisiert. Über allem schwebt die übermächtige Mutter, die das Trauma der Entführung ebenfalls nicht verarbeiten konnte, und an ihrem eigenen Anspruch, einfach nur zu funktionieren, scheitert und dadurch auch ihren Mann verliert, der die Hauptlast des Vorfalls trägt und ebenfalls keine Möglichkeit bekommt, das Durchlittene aufzuarbeiten.
Dieses Buch wäre ein richtiger Knaller, wenn man die Geschichte um gut ein Drittel gekürzt und vielleicht nicht alle Personen komplett scheitern hätte lassen. Zwar kommt ganz zum Schluss noch ein Twist, der das Ganze nochmal dreht, aber viel Redundantes im ganzen Dazwischen hat für mich das Lesen teilweise recht zäh gemacht. Trotzdem ist der Einfallsreichtum und die Sprachgewandtheit der Autorin (der Übersetzerin) wirklich meisterlich, und ich habe das Buch deshalb nicht ungern gelesen.
Die Fletchers sind steinreich, besitzen eine Polystyrolfabrik und wohnen in Villen im teuersten Bezirk von Long Island, in Middle Rock. Deshalb ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der Reichtum Begehrlichkeiten weckt; der Vater, Carl Fletcher, wird entführt und nach der Zahlung eines Lösegeldes wieder freigelassen. Obwohl schon kurz darauf alles wieder seinen vermeintlich normalen Gang geht, schlägt dieses Ereignis tiefe Wunden und hinterlässt in der ganzen Familie Traumata, an denen die einzelnen Personen mehr oder weniger zu Grunde gehen. Doch durch Zelig Fletcher, den Urahn der Familie, dreht sich der Schluss dann doch noch einmal.
In Taffy Brodesser-Akners Roman folgt man den drei Kindern der Fletchers - Bernard ("Beamer"), Nathan und Jenny, die alle auf ihre Weise mit der Entführung des Vaters klarkommen mussten und müssen, weil die extrem überdominante Mutter Ruth und, vor allem, Großmutter Phyllis (die Mutter von Carl), jedwede Abweichung vom "schönen Schein" verbieten, unterdrücken oder ignorieren. Es gibt keine Aufarbeitung des Vorfalls, ein großer Teil des Lösegeldes bleibt verschollen und jede Person im nähere Umfeld der Fletchers hangelt sich von einer Existenzangst in die nächste, von einer Störung zur nächsten, bis schließlich ganz zum Schluss alles in einem großen Inferno im- und explodiert.
Die Beschreibung der Familie Fletcher mit allen angeheirateten Personen, Cousinen, Neffen, Tanten und so weiter gelingt der Autorin sehr gut, und auf fast jeder Seite merkt man, wie dünn die einzelnen Fäden sind, an denen die einzelnen Biografien hängen. Alles ist dicht miteinander verwoben, und fällt nur ein Steinchen um, fallen alle. Ob es Beamer ist in seiner Drogen- und Sexsucht, bei der er die Entführung des Vaters selbst erleben möchte, um sich dadurch zu befreien, oder Nathan, dessen Phobien und Angstzustände durch die Entführung in ein Maß gesteigert werden, was ihn letztendlich den Job kostet, oder Jenny, die völlig auf sich gestellt, nicht in der Lage ist, ihren eigenen Weg zu finden und sich deshalb radikalisiert. Über allem schwebt die übermächtige Mutter, die das Trauma der Entführung ebenfalls nicht verarbeiten konnte, und an ihrem eigenen Anspruch, einfach nur zu funktionieren, scheitert und dadurch auch ihren Mann verliert, der die Hauptlast des Vorfalls trägt und ebenfalls keine Möglichkeit bekommt, das Durchlittene aufzuarbeiten.
Dieses Buch wäre ein richtiger Knaller, wenn man die Geschichte um gut ein Drittel gekürzt und vielleicht nicht alle Personen komplett scheitern hätte lassen. Zwar kommt ganz zum Schluss noch ein Twist, der das Ganze nochmal dreht, aber viel Redundantes im ganzen Dazwischen hat für mich das Lesen teilweise recht zäh gemacht. Trotzdem ist der Einfallsreichtum und die Sprachgewandtheit der Autorin (der Übersetzerin) wirklich meisterlich, und ich habe das Buch deshalb nicht ungern gelesen.