Probleme reicher Menschen

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brenda_wolf Avatar

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Ich mag Bücher mit einem guten ersten Satz. In Taffy Brodesser-Akner ‚Die Fletchers von Long Island‘ lautet der erste Satz: Willst du eine Geschichte hören, die schrecklich endet?

1980: Die jüdische Familie Fletcher lebt auf Long Island. Sie sind unvorstellbar reich, um nicht zu sagen absurd reich. Carl Fletcher, der ein großes Unternehmen leitet, wird eines Tages vor seinem Haus gekidnappt und wird erst nach einigen Tagen, nachdem eine große Summe Lösegeld gezahlt wurde, freigelassen.

2020: Vierzig Jahre später sind die Auswirkungen des Kidnappings bei den Familienmitgliedern immer noch zu spüren. Die Entführung ging an keinem spurlos vorbei. Vor allem die drei Kinder: Nathan, Bernard ("Beamer") genannt und Jenny, die Jüngste, die zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht auf der Welt war, tragen die Folgen der psychologischen Last dieses schrecklichen Familienereignisses. Und auch das Thema Holocaust belastet die Familie Fletcher. Denn der Firmengründer Zelig Fletcher ist mit nichts als einer Formel zur Herstellung von Styropor in den 1940er Jahren mit dem Schiff nach Amerika geflüchtet.

Es geht in diesem Roman auch um den Irrsinn des Reichtums. Schon in den 80-iger Jahren geht man ganz selbstverständlich zum Schönheitschirurgen, man hat keine Wünsche, die nicht erfüllt werden könnten. Okay, Reichtum öffnet Türen, die uns Normalos verschlossen bleiben. Aber macht es tatsächlich glücklich. Die Kinder der Fletchers jedenfalls nicht.

Ich muss leider gestehen, mich mutete die Geschichte in weiten Teilen sehr langatmig an. Die Autorin ging zu sehr ins Detail, das hat den Lesefluss stark gehemmt und dadurch wurde ich oft ungeduldig. So toll Taffy Brodesser-Akners Schreibstil auch ist, konnte mir diese Weitschweifigkeit doch den Lesegenuss vermiesen. Und lustig fand ich es ehrlich gesagt auch nicht.

Fazit: Man braucht Geduld.