Tiefgründig, bissig und überraschend leichtfüßig – eine Familiengeschichte der besonderen Art!

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„Die Fletchers von Long Island“ hat mich sofort gepackt! Was zunächst wie ein klassisches Familiendrama beginnt – ein wohlhabender Mann wird 1980 vor seinem Haus entführt – entwickelt sich schnell zu einer vielschichtigen und bittersüßen Geschichte über eine jüdisch-amerikanische Familie, die über Jahrzehnte hinweg von genau diesem Ereignis geprägt bleibt.

Taffy Brodesser-Akner gelingt es wunderbar, sowohl die Komik als auch die Tragik dieser Familiengeschichte herauszuarbeiten. Die Figuren wirken unglaublich lebendig und jede ihrer Perspektiven bringt neue Facetten ans Licht – mal zum Schmunzeln, mal mit einem Kloß im Hals. Vor allem mochte ich den Wechsel zwischen den Generationen und die feinen Zwischentöne im Schreibstil, der messerscharf, witzig und gleichzeitig sehr berührend ist.

Besonders spannend fand ich, wie die Autorin es schafft, den Glanz und den Druck des wohlhabenden Long Island zu porträtieren, aber auch zu zeigen, wie die Familie trotz äußerem Reichtum von inneren Brüchen und Geheimnissen geprägt ist. Die Last der Vergangenheit schwebt über allem – und trotzdem bleibt Platz für eine gute Portion schwarzen Humor.

Mich hat „Die Fletchers von Long Island“ wirklich überrascht: Eine tiefgründige, teils schräge, aber auch sehr ehrliche Familiengeschichte, die über mehrere Jahrzehnte hinweg fesselt. Wer Lust auf eine besondere Mischung aus Drama, Humor und scharfer Beobachtung menschlicher Beziehungen hat, sollte dieses Buch unbedingt lesen!