"Warum besteht diese Familie nur aus Verrückten"

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Dieses Buch ist echt schwer in Worte zu fassen – es ist eine Familiengeschichte, aber nicht die übliche Sorte. Carl wird entführt, kommt zurück, und alle tun so, als wäre nichts passiert. Und dann? Schweigen im Walde – ganze 40 Jahre lang! Erst dann steigen wir in die Geschichte ein.

Die Fletcher-Geschwister – Nathan, Bernard (alias Beamer) und Jenny – sind, na ja, sagen wir mal… ziemlich verkorkst. Jeder auf seine eigene, höchst unterhaltsame Weise. Die ersten Kapitel kommen mit einer Wahnsinns-Geschwindigkeit daher, man wird quasi mitten reingeworfen und hat kaum Zeit zum Durchatmen.

Klingt dramatisch? Ist es auch! Die Familie hat Geld, Ansehen und eigentlich alles, was man sich wünschen könnte – nur leider keine Ahnung vom echten Leben. Dann geht’s abwärts: Das Vermögen futsch, die Familienfabrik pleite, und plötzlich steht die Fletcher-Dynastie ohne alles da. Und genau hier brilliert Brodesser – mit bissigem Humor, treffsicheren Beobachtungen und jeder Menge Wortwitz. Klar, zwischendurch gibt’s mal ein paar Längen, aber das ist wirklich Meckern auf hohem Niveau.

Und das Ende? Zack – plötzlich ist alles vorbei. Nach all dem Drama kommt ein ruhiger, fast versöhnlicher Abschluss, der irgendwie genau richtig passt. Und mal ehrlich – wir können uns unsere Familie ja nicht aussuchen (ich zumindest wurde nicht gefragt). Aber bestimmt das wirklich, wer wir sind?

Fazit: Eine jüdisch-amerikanische Familiengeschichte mit Tempo, Ironie und jeder Menge Stoff zum Nachdenken.