Rennen im Kopf

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
regenprinz Avatar

Von

Der Romanfang hat mir gut gefallen. Die Leseprobe taucht tief in Aggies Leben ein, allerdings wechselt die Handlung zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen hin und her.
Man lernt Aganetha mit 104 Jahren im Altersheim kennen, schwerhörig und beinahe blind, aber noch gut in der Lage, ihre Umgebung und die Art, wie sir dort behandelt wird, zu reflektieren. Das ist gleichermaßen schonungslos wie eindrücklich erzählt. Ähnlich deutlich wird auch die Härte des Lebens der kindlichen Aggie, die sich an ihre Heimat auf der Farm erinnert - an die ältere Fannie, die sie liebte und zu den zahlreichen Familiengräbern auf den Friedhof begleitete, an die traurige Hilflosigkeit ihrer Schwester Edith, an den Kriegstod ihres älteren Bruders Robbie und an Fannies Betrug (ich nehme an, mit Ediths Ehemann Carson) im Maisfeld. Von der späteren Karriere als Läuferin, die der Klappentext verrät, ist in Aggies Kinderzeitszenen hier noch nichts absehbar - außer einer Menge erkennbarer Gründe, warum man diesem Leben entfliehen und davonlaufen wollte.
Spannend ist auch das Auftauchen des jungen Paares im Altersheim, Kaley und Max, die die 104-jährige zu einem Spaziergang mitnehmen, wobei diese ja davon ausgeht, dass sie nicht zurückgebracht werden soll. Dabei erinnert Aganetha sich im Moment gar nicht, welchen Bezug sie zu Kaley hat. Ich bin wirklich neugierig, welche Zusammenhänge sich da bald zeigen werden und wie sich ihre komplette Lebensgeschichte nach und nach im Roman entfaltet.
Am besten gefallen hat mir insgesamt der Erzählstil - sehr dicht und lebensnah an der Figur. Man fühlt sich beim Lesen mittendrin im Geschehen und kann mit der erzählenden Aggie bestens mitfühlen.