Rückblick auf ein Lebensjahrhundert

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evelynm Avatar

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Cover passt hervorragend zum Titel und dem Roman. Man kann sich Aganetha gut als junges, springendes Mädchen auf einer entlegenen Farm vorstellen. Durch ihre Lauferei springt sie über die Farm hinweg in ein selbstbestimmtes Leben, trotz vieler Konventionen.
Am Anfang steht der Stammbaum der Familie Smart, der zeigt, wie jung die meisten Familienmitglieder bereits gestorben sind. Was ein Spiegelbild dieser Zeit des frühen 20. Jahrhunderts ist und wie der Erste Weltkrieg sein Übriges dazu tat. Nur noch Aganetha Smart ist übrig: die pfiffige 104jährige Aggie hat alle ihre Lieben überlebt. Schwerhörig und fast blind, aber mit hellwachem Verstand und vollkommen intaktem Geruchssinn lebt sie in einem Altenheim und ist sich ihrer Einschränkungen bewusst – eingedampft wie sie es nennt. Sie sieht ihr Leben als einziges Rennen und auch wenn sie nun im Rollstuhl sitzt, so läuft sie in ihrem Kopf weiter ohne ein Ziel zu kennen. Sie erinnert sich an ihre Kindheit mit ihrer Schwester Fannie, aus der ersten Ehe ihres Vaters, auf der Farm. Die beiden Schwestern gehen regelmäßig zusammen auf den Friedhof, um ihre verstorbenen Geschwister und Fannies Mutter zu besuchen. Sie reden über die Verstorbenen bzw. Fannie erzählt und Aggie stellt brav ihre Fragen. Es ist ein Ritual für die beiden und verbindet sie.
Eines Tage bekommt Aggie Besuch von einem jungen Paar, Kaley und Max. Sie wundert sich, denn sie kennt niemanden mehr und sie ist sich sicher, dass die beiden lügen. Doch in ihrem monotonen Leben ziehen nur noch die Jahreszeiten an ihr vorbei und so hofft sie auf ein kleines Abenteuer, als die beiden jungen Mensch mit ihr im Rollstuhl einen Spaziergang machen.
Die Geschichte wird durch Aggies Erinnerungen an die Vergangenheit sehr lebendig und erzählt in Rückblenden von ihrem Leben. Welche Lüge hat sie ihr Leben lang gehütet? Die Lüge über eine Verbindung ihrer Schwester mit einem in die Familie eingeheirateten Mann?
Die Geschichte ist teils sehr philosophisch gestaltet und macht nachdenklich. Aggie habe ich bereits nach wenigen Zeilen in mein Herz geschlossen. Sie blickt mit einem Augenzwinkern, frech und mutig auf ihr Leben zurück. Was bleibt, wenn keiner mehr da ist, um sich zu erinnern oder zu trauern? Eine kleine Schachtel mit Erinnerungen, die keiner will?