Der letzte Lauf der Aganetha Smart – mit unbekanntem Ziel

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Die Frau, die allen davonrannte, rennt schon lange nicht mehr, zumindest nicht körperlich: Aganetha Smart ist mittlerweile hundertundvier, sitzt im Rollstuhl und lebt in einem Altersheim. Sprechen fällt ihr schwer und nahezu blind ist sie auch. Kein Wunder, dass sie in ihren Tagträumen lieber in ihre Kindheit zurückdriftet als in der trostlosen Gegenwart zu verharren. Doch eines Tages wird sie unsanft aus solch einem Traum gerissen: sie hat Besuch. Ein Mädchen und ein junger Mann, die Aganetha nicht kennt – sie kennt niemanden mehr, denn alle, die sie einst kannte, sind tot oder aus ihrem Leben getilgt. Das Mädchen gibt sich als entfernte Verwandte aus, und Aganetha ist sich sicher, dass sie lügt. Aber sie erinnert sie an ihre Schwester Fannie, und so beschließt sie, den beiden zwar nicht zu vertrauen, sich aber dennoch auf einen Ausflug mit ihnen einzulassen.
Damit beginnt für den Leser eine zweifache Reise: zum einen in Aganethas Vergangenheit – in Rückblenden erzählt Carrie Snyder Aganethas Geschichte – zum anderen mit Aganetha und ihren beiden Begleitern: das Mädchen ist selbst Sportlerin und möchte einen Film über die einst berühmte Läuferin und Olympiamedaillengewinnerin machen. Doch ist das wirklich ihr einziges oder zumindest ihr vorrangiges Ziel? Aganetha kommen schon bald Zweifel …
Gut geschrieben und flüssig erzählt, mit interessanten Figuren – und doch gelingt es Carrie Snyder nicht ganz, die Erwartungen zu erfüllen, die sie mit den ersten Seiten geweckt hat. Vieles und viele (Personen) bleiben etwas blass, fesselnde Passagen wechseln sich mit nahezu unterkühlten ab – und so bleibt man zurück mit einem Buch, das man gerne gelesen und von dem man sich doch mehr versprochen hat.