eine interessante Geschichte, aber sehr sprunghaft und teilweise langatmig erzählt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
mrs-lucky Avatar

Von

Aganetha Smart ist stolze 104 Jahre alt, als sie in dem Altersheim, in dem sie seit einigen Jahren lebt, unerwarteten Besuch von zwei jungen Leuten bekommt, die sie zu einem Film über weibliche Athleten interviewen wollen. Im Alter von 20 Jahren hatte Agantha, eine kurzen Berühmtheit erreicht, als sie 1928 bei der Olympiade in Amsterdam für Kanada eine Goldmedaille in dem Lauf über 800m errungen hatte. Die jungen Leute entpuppen sich als entfernte Verwandte, und der gemeinsame Ausflug zu der Farm, auf der Aganetha aufgewachsen ist, lässt vielschichtige Erinnerungen an ihr Leben aufkommen.
Die Autorin lässt Aganetha die Ereignisse in der Ich-Perspektive erzählen, so dass die Schilderungen sehr intensiv und persönlich erscheinen, der Leser aber auch nur ihre Sicht der Dinge kennen lernt. Es passt zu der Rahmenhandlung, das kleine Stichworte und Schlüsselreize sehr unterschiedliche Episoden in ihr Gedächtnis zurück rufen, für den Leser ist es nicht immer einfach, den Zeitsprüngen zu folgen. Vieles gerät in Aganethas Erinnerungen durcheinander, und sie gibt selbst zu, dass sie nicht immer sicher ist, ob sich die Ereignisse genau so zugetragen haben oder sie sich einfach nur an dieser Version der Geschichte erinnern will.
Das Buch konnte nicht ganz meine Erwartungen wecken, vor einiger Zeit habe ich „ Als der Himmel uns gehörte“ von Charlotte Roth gelesen, der sich ebenfalls um die schwierigen Bedingungen einer Olympionikin zu Beginn des 20. Jahrhunderts dreht, und in dem mich die Geschichte der Hauptprotagonistin deutlich mehr berührt und gefesselt hat.
Das mag mit an Aganethas Verbitterung liegen, die in dem gesamten Roman deutlich zu spüren ist. Ich habe die Schilderungen zeitweise als ermüdend und langatmig empfunden und war mehrfach versucht, das Buch zur Seite zu legen. Wie weit die Tragik Aganethas Geschichte geht, erfährt der Leser erst ganz am Ende des Romans, hier schließt sich der Kreis und erst im Nachhinein versteht man als Leser ein Stückweit ihre Beweggründe.
Der Roman zeigt am Beispiel Aganethas auf, mit welchen Unbillen und Konventionen Frauen zu der damaligen zeit zu kämpfen hatten. Aufgrund der Schroffheit ihres Charakters konnte ich mit der Hauptfigur jedoch nicht wirklich warm werden.