Lebenslauf...

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kaiserin2201 Avatar

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„Man tut, was man tut, bis man das Seine getan hat. Man ist, wer man ist, bis man nicht mehr ist.
Ich heiße Aganetha Smart und bin hundertvier. Glaubt nur nicht, dass das ein Privileg wäre.
Ich habe alle überlebt, die ich je geliebt habe und die mich je geliebt haben. Und ich habe mich auch nicht besonders gut gehalten.“
Das glaubt sie, bis sie eines Tages Besuch von zwei jungen Leuten bekommt, die sie interviewen möchten. Sie die kanadische Olympiasiegerin von 1928. Aggie begibt sich mit ihnen auf eine äußerlich kleine Reise zurück zu ihren Wurzeln, es wird ein Besuch auf der Farm ihrer Familie. Dies wird auch eine längere Reise in die Jahre vor und während der großen Weltwirtschaftskrise die schließlich im zweiten Weltkrieg enden wird.
Aggie und ihre Schwestern Cora, Fannie und Edith verleben eine unbeschwerte Kindheit, wenn auch das Leben auf einer Farm mit vielen arbeitsamen Pflichten, auch für Kinder verbunden ist. Schon früh verspürt Aggie das Bedürfnis zu laufen was sie so gut tut, das es schließlich dazu führt, dass sie als junge Frau in den Kader der olympischen Mannschaft für Kanada aufgenommen wird. Nach ihrem Sieg in Amsterdam verdient Aggie ihren Lebensunterhalt als Fotomodell für Werbekampagnen, muss dann diese Arbeit aufgeben, und wird Dank ihrer Gönnerin Miss Alexandrine Gibb Reporterin bei einer Zeitung. Diesen Job wird sie bis zu ihrer Pensionierung ausüben, und auch in ihrer Freizeit immer weiter laufen. Schließlich zieht sie wieder auf die Farm ihrer Familie wo ihre ältere Schwester Cora noch immer lebt, und aller gemeinsamer Vater versorgt. Bis auf Edith blieben alle Schwestern unverheiratet. Fannie weil sie schon sehr jung an einer Krankheit stirbt, Cora ihr Leben lieber als Krankenschwester verbringt und schließlich Aggie, die keinen passenden Mann findet und daher lieber unabhängig bleibt.
In Rückblenden erzählt die Autorin das Leben, nicht nur der Aganetha Smith, sondern das Leben der Frauen dieser Zeit, das eingeengt von Konventionen und Regeln, nur sehr langsam freier wird, weil es auch Frauen gibt, die sich über eben diese Regeln hinweg setzen und somit stetig die Gesellschaft verändern helfen. So z. B. Alexandrine Gibb, einst selbst Athletin, und nach ihrer aktiven Zeit, treibende Kraft im kanadischen Frauensport, und schließlich Team-Managerin der Frauenmannschaft bei den Olympischen Spielen in Amsterdam 1928. Diese Frau gab es wirklich und die Autorin hat sie in die fiktive Geschichte der Aganetha Smith als eine der wichtigen Protagonistinnen mit hinein geschrieben. Das, wohl verborgene jedoch sehr wichtige, Lebensgeheimnis von Aganetha wird erst am Ende des Buches gelüftet werden, welches jedoch als große Sehnsucht immer ihr Begleiter war und dem sie trotz ihres lebenslangen Laufens nie entrinnen konnte. Als sehr alte Frau wird sie schließlich endlich ihren Frieden finden, weil sie die Gelegenheit bekommt eben jener jungen Frau die sie zu Anfang des Romans besucht, ein großes Geschenk zu machen. So schließt der sehr schöne sehr gut von Cornelia Hohlfelder- von der Tann übersetzte Roman. Mein Fazit: Lesenswert!